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3. Januar 2023

Wege zur Wiedergutmachung

Neues Jahr, neues Spielglück: Mit den MLP Academics Heidelberg und den Veolia Towers Hamburg treffen am Mittwochabend (20.30 Uhr, live bei MagentaSport ab 20.15 Uhr) im SNP dome zwei Teams aufeinander, die in den letzten Wochen in der easyCredit Basketball Bundesliga leiden mussten. Für die Hausherren gilt es, ihre Negativserie von drei Niederlagen gegen den MBC, den FC Bayern München und Brose Bamberg zu stoppen. Die ambitionierten Türme aus der Hafenstadt gewannen zwar am Abend vor Silvester gegen die Würzburg Baskets deutlich mit 96:73 und landeten damit einen Befreiungsschlag, doch zuvor hatten sie insgesamt sechs Mal in Folge den Kürzeren gezogen, was rund um die Elbinsel Wilhelmsburg eine manifeste Krise auslöste.

Beide Mannschaften sind also auf Rehabilitationskurs. Bei den MLP Academics lagen nach den Weihnachtsfeiertagen Licht und Schatten ganz nah beieinander. Während im „X-Mas Special“ in der Mannheimer SAP Arena die Sensation gegen die Startruppe des FC Bayern (83:87) vor der Rekordkulisse von 10.454 Zuschauern zum Greifen nah war, versagten in der oberfränkischen Residenzstadt Bamberg beim 74:101 die Nerven. Die Heidelberger ließen an diesem gebrauchten Abend vieles vermissen. „Wir haben ein schlechtes Spiel und Bamberg ein großartiges Spiel gezeigt“, sagt Academics-Headcoach Joonas Iisalo, „das ist keine gute Kombination.“

Abwehrfrust ist kontraproduktiv für Angriffslust

In den vergangenen Tagen wurde bei den Academics gezielt an den Schwächen gearbeitet. Vor allem die Defensive brach beim Auftritt in „Freak City“ völlig auseinander – 59 kassierte Punkte bis zur Halbzeit sind schlichtweg viel zu viel und lassen sich in aller Regel nicht mehr korrigieren. Eine löchrige Abwehr ist kontraproduktiv für Angriffslust, mit angeknackstem Selbstvertrauen war bei Brose nichts zu machen. Ähnlich wie Anfang November bei den Telekom Baskets Bonn (65:98) sollte man beim Ex-Meister Bamberg absolut chancenlos sein.

Die Defensive der Heidelberger brach vor allem in Bamberg auseinander. Foto: Daniel Löb / Loeb

Joonas Iisalo hat intensiv mit seinen Profis geredet, Videosequenzen mit ihnen studiert und auf die Qualität im Trainingsprozess ganz besonders geachtet. „Das ganze Team hat sich darauf verständigt, mehr Energie einzubringen und ich habe dies in den letzten Trainingseinheiten gespürt“, verbreitet der Cheftrainer Zuversicht.

Grundsätzlich gehören eben frustrierende Rückschläge und auch niederschmetternde Lektionen wie in Bamberg geschehen mit zum Profisport. Iisalos Devise ist es derweil, weder einzelnen Siegen noch einzelnen Niederlagen eine allzu hohe Bedeutung beizumessen.

An gezeigte Stärken anknüpfen

Selbstverständlich hat eine superstarke Leistung wie zuletzt gegen den Renommierklub aus München Erwartungshorizonte bei den Fans geweckt. Und genauso lässt sich nicht wegdiskutieren, dass sich der tabellarische Blick aus Sicht der Heidelberger objektiv verschlechtert hat, doch dies müssen Washington und Co. am Mittwoch vor heimischer Kulisse im SNP dome ausblenden. Es geht darum, Wege zur Wiedergutmachung zu finden und an das anzuknüpfen, was in zehn von bislang zwölf Partien weitgehend funktionierte. „Mein Job ist es, den Schwerpunkt auf Dinge zu richten, die ich kontrollieren kann“, will Iisalo von erhöhtem Druck nichts wissen, „und das ist Coaching sowie eine bestmögliche Vorbereitung des Teams.“

Alex Vogel, Sportlicher Leiter der MLP Academics, stuft den Status quo und die etwas brisanter gewordene Lage der Liga für seine Heidelberger realistisch ein. „Wir müssen auf das Bamberg-Spiel eine Reaktion zeigen und mit viel mehr Energie und defensivem Fokus starten“, sagt er deshalb und spornt damit zugleich das Kollektiv an.

Nach Niki Würzners Ausfall auf Spielersuche

Prima ist, dass sich Tim Coleman und De’Jon Davis zuletzt gesteigert haben. Beide Amerikaner befinden sich im Aufwärtstrend.

Niklas Würzner, hier bei der Auswärtspartie gegen die NINERS Chemnitz, muss aufgrund einer Handgelenksverletzung länger ausfallen. Foto: © Jan Stimpel – JSpictures.de

Unerfreulich ist hingegen der langfristige Ausfall von Eigengewächs und Lokalmatador Niklas Würzner (Bruch des Handgelenks). Die Heidelberger sehen sich definitiv auf dem Transfermarkt um. „Hoffentlich finden wir einen guten BBL-Spieler, um Niki zu ersetzen“, verrät Joonas Iisalo über die Personalplanung, „optimal wäre entweder ein Center oder ein Guard.“ Dass die Suche zu diesem Zeitpunkt der Saison kein Wunschkonzert darstellt, wissen die Verantwortlichen der MLP Academics unterdessen ganz genau.

Die Hansestädter haben radikal ihren Kader vor Saisonbeginn verändert. Elf Spieler gingen, neun Neue kamen und mit dem 48-jährigen Österreicher Raoul Korner, zuvor sechs Jahre lang bei medi Bayreuth tätig, hat ein erfolgsbesessener Headcoach das Kommando an der Seitenlinie übernommen. Korners Vertrag läuft bis 2024 – er soll gemeinsam mit namhaften und hoffnungsvollen Profis die internationalen Ambitionen der Veolia Towers (der Namenssponsor ist eine Umweltservice GmbH) unterstreichen.

Hamburg verfügt über exzellente Kreativkräfte

Hamburg verfügt über exzellente Kreativkräfte. Foto: cheesy.photo

„Sie sind eine gefährliche Mannschaft, vom Kader her stärker als es ihre aktuelle Bilanz aussagt. Die Towers spielen mit einer hohen Pace, und haben in Kendale McCullum, Ziga Samar und James Woodard drei Ballhandler, die aus dem Pick-and-Roll kreieren können“, analysiert Alex Vogel im Vorfeld des Duells 14. gegen 10. den langjährigen ProA-Wegbegleiter der MLP Academics.

Die drei Genannten verfügen in der Tat über ein Arsenal an Ideen und Lösungen. Und sie werden vom deutschen Trio Lukas Meisner, Len Schoormann sowie Center-Routinier Jonas „WoBo“ Wohlfahrt-Bottermann bestens unterstützt. Gegen Würzburg, beim „Towers-Knaller zu Silvester“, wie die Zeitung mit den vier Buchstaben schrieb, fehlten Cheftrainer Korner, Christoph Philipps (beide erkrankt) und der Amerikaner Yoeli Childs (Muskelverletzung im Oberschenkel).

Eine neuerliche Pleite ist in Heidelberg nicht vorgesehen. Hamburg muss und will sich weiter steigern – im EuroCup etabliert man sich im zweiten Jahr gegen neun namhafte internationale Gegner und im Ligaalltag zählt erstmal das Erreichen der Play-offs als Etappenziel. Kurzum: Ein Mammutprogramm mit 14 Spielen binnen 43 Tagen im neuen Jahr.

Dürfen sich die MLP Academics etwas ausrechnen? Wenn die Defensive wie ein Bollwerk steht und die „exzellenten Kreativspieler McCullum, Samar und Woodard“ (Joonas Iisalo) gestoppt werden können, dann fallen die Türme im SNP dome. Beim Match der Heidelberger Wiedergutmachung für Bamberg …

 

Hinweis für Mittwochabend

Vor dem Sprungball um 20.30 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. Die Abendkasse öffnet um 19 Uhr. Tickets für Ermäßigte gibt es ab 5 Euro.

 

 

Text: Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien