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10. März 2021

„Three & a half men“ nicht zu stoppen

Es war der 16. Februar 2020 als die MLP Academics Heidelberg eine unerwartete und hohe Niederlage gegen Phoenix Hagen im heimischen Olympiastützpunkt einstecken mussten. Es war die letzte Heimniederlage – bis heute. Nach 13 Monaten reisst sie also, diese beeindruckende Serie an Erfolgen. Insbesondere drei Spieler bekamen die Heidelberger bei der verdienten Niederlage dabei nie wirklich in den Griff.  

Es dauerte nach etwas zerfahrenem Beginn über zwei Minuten, bis die Heidelberger die ersten Punkte erzielen konnten. Zwar kam man in der Offensive zu durchaus brauchbaren Abschlüssen. Diese fanden aber mehrfach nicht ihr Ziel. So war es Jordan Geist vorbehalten die ersten Punkte durch zwei erfolgreiche Freiwürfe zu markieren. Insbesondere die Zonenpresse der Gäste machte den MLP Academics jedoch zu schaffen und führte dazu, dass man sich schwer tat, überhaupt den Ball über die Mittellinie, geschweige denn in eine geordnete Offense zu bringen. So waren es zumeist Einzelaktionen, die zu erfolgreichen Abschlüssen führten und eine recht stabile Verteidung, die schlimmeres zu diesem Zeitpunkt verhinderte. Nicht verhindern konnten sie jedoch einen 15:20 Rückstand nach dem ersten Viertel, da vor allem die Ballverluste zu direkten Fastbreakpunkten der Niedersachsen führten.

One-Man Show

Das zweite Viertel eröffnete erneut Geist, dieses Mal nach Ballverlust der Gäste. Doch für die gefühlte One-Man Show der Gäste von Gerel Simmons schien man keine Antwort parat zu haben. 13 Punkte hatte der US Amerikaner bei traumhaften Quoten und teilweise wilden Abschlüssen erzielt, als er auf 26:20 (13. Minute) aus Sicht der Dragons erhöhte. Es waren an der Stelle Shy Ely, Jordan Geist und der eingewechselte Sa’eed Nelson, die die Academics im Spiel hielten. Nelson war es auch, der den Ausgleich (26:26, 15. Minute) erzielte und den Gästecoach Tuna Isler zu seiner ersten Auszeit zwang. In der Defensive versuchte Coach Frenki den heißgelaufenen Simmons mit Shaun Willett zu stoppen. Das funktionierte auch weitestgehend, allerdings sammelten die Drachen einen Offensivrebound nach dem anderen und kamen so meist zu erfolgreichen zweiten Chancen.

Two-Men Show

Gelang es die angesprochene One-Man-Show nun zu unterbinden, so war es Robert Oehle, der daraus eben eine Two-Man-Show machte. Nach Belieben dominierte er die Bretter, profitierte von Abstimmungsproblemen und avancierte zum zwischenzeitlichen Topscorer mit bis dato vierzehn Punkten und 100% Trefferquote aus dem Feld. Zwei erfolgreiche Dreier von Niki Würzner entspannten die Situation ein wenig und hielt die Academics in Schlagdistanz. Mit 41:42 ging es in die Pause.

Wenn die eigentlichen Dreierschützen einen gebrauchten Tag erwischen, ist es mitunter  hilfreich, wenn einer trifft, den der Gegner sonst nicht unbedingt auf dem Zettel hat. Zum Erstaunen der Gäste sorgte Würzner mit seinem dritten erfolgreichen Dreier für den Ausgleich beim Stand von 45:45 (22. Minute). Die Ladehemmung seiner Teamkollegen blieb vorerst bestehen, weshalb man leider nicht von einer Initialzündung sprechen konnte. Im Gegenteil, es schien fast als fühle sich Simmons erneut aufgefordert das Zepter in die Hand zu nehmen und das Spiel wie zu Beginn zu dominieren. Bereits 20 Punkte hatte der US Amerikaner auf seinem Konto verbucht.

Zu oft mit dem Kopf durch die Wand (Foto: Thomas Disqué)

Die Academics hatten an diesem Tag jedoch auch einen gut aufgelegten Scharfschützen. Niki Würzner netzte seinen vierten Dreier bei perfekter Quote und hielt seine Mannen weiter im Spiel. Als Jacob Knauf hingegen, sträflich freigelassen, per Dreier den Schlusspunkt dieses Viertels setzte, sprang die komplette Bank der Gäste euphorisch von ihren Sitzen und signalisierte: wir sind hier, um euch die erste Heimniederlage der Saison zuzufügen. Erneut mit einem Punkt Rückstand (58:59) ging es also in das letzte, alles entscheidende Viertel.

Trotz der schnellen Führung durch zwei erfolgreiche Freiwürfe (Nelson), wollte in der Offensive kaum mehr was gelingen. Die Gäste nutzten die Abschlussschwäche der Academics und setzten sich zunächst auf 66:61 (32. Minute ab). Es brauchte irgendeinen Weckruf, irgendetwas, das die Academics wieder an einen Sieg glauben lassen könnte. Zu abgebrüht wirkten die Gäste zu diesem Zeitpunkt. Und dann kam dieser Moment: erfolgreicher Dreier durch AK47 Albert Kuppe mit unsportlichem Foul. Auch den Freiwurf traf Kuppe. Da im folgenden Ballbesitz auch Willett seine beiden Freiwürfe erfolgreich verwandelte, stand plötzlich wie aus dem Nichts eine Führung auf dem Scoreboard. 67:66 hieß es, als noch knapp sieben Minuten zu spielen waren.

Truman-Show

Wer sich auf ein mögliches Momentum gefreut hatte, sah sich jedoch zunächst getäuscht. Es folgte ein offener Schlagabtausch, in welchem die Heidelberger (bis dahin im Rebounding deutlich unterlegen) nun öfter zu zweiten Chance kamen. Doch nun wollte auch der dritte Drache ein wenig mitmischen. Adrian Breitlauch, im Vorbericht als linke Klebe angekündigt, traf nach Belieben und stellte mit seinem vierten Dreier eine Fünfpunkte Führung seiner Mannschaft her. Noch drei Minuten waren zu spielen, Timeout Heidelberg.

Aus der Auszeit kommend gelang den Academics wenig und die Gäste spürten, dass heute der Sieg möglich war. Und so war es, wie sollte es anders sein, erneut Gerel Simmons der aus wenig aussichtsreicher Lage die Führung zunächst auf sechs Punkte (noch 58 Sekunden zu spielen) und auf sieben Punkte beim Stand von 86:79 erhöhte. Die Messe war gelesen und die Academics sahen ihre 10 Heimsiege anhaltende Serie gerissen. Ein bißchen fühlte man sich ob der unfassbaren Leistung der drei Dragons Simmons, Breitlauch und Oehle wie in einem falschen Film, wie in einer Truman Show.

Wenig Zeit sich zu grämen, denn schon am Sonntag gibt es die Chance sich für diese verdiente Niederlage zu revanchieren und zu zeigen, dass man die richtigen Lehren gezogen hat.