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9. März 2023

Reaktion und Renaissance der „Riesen“?

Es ist Zeit für die Trendwende. Fünf Partien haben die MLP Academics Heidelberg hintereinander verloren – gegen Meister Alba Berlin (86:94), dann in den Auswärtspartien bei der BG Göttingen (81:87), bei ratiopharm ulm (84:92), den Würzburg Baskets (71:90) und zuletzt bei den MHP RIESEN Ludwigsburg (87:111). Während die Heidelberger gegen Göttingen und Ulm noch leicht am Sieg schnuppern durften und über weite Strecken ebenbürtige Leistungen boten, zeigte die Formkurve zuletzt nach unten. Bei den Barockstädtern mangelte es am unbedingten Aufbäumen gegen die 15. Saisonniederlage in der easyCredit Basketball Bundesliga. Headcoach Joonas Iisalo monierte vor allem, dass sich seine Profis in Sachen Energie, Geschwindigkeit und Reboundverhalten von den Schwaben gehörig den Schneid abkaufen ließen. Insofern steht das Heimspiel gegen die BG Göttingen am Freitag (19 Uhr/ab 18.45 Uhr live bei MagentaSport) im SNP dome unter der Devise, eine andere emotionale Präsenz aufs Parkett zu bringen und die im Schwabenland löchrige Defensive deutlich zu verbessern.

Alex Vogel: „Jeder im Team muss verstehen, dass es gegen den Abstieg geht“

„(…) Wir wollen und müssen Reaktionen zeigen(.)“, so Alex Vogel. (c) Lukas Adler

„Wir müssen ganz anders auftreten als in Ludwigsburg“, sagt Alex Vogel, der Sportliche Leiter der MLP Academics, „jeder im Team muss verstehen, dass es gegen den Abstieg geht und wir dahingehend mit einer ganz anderen Energie spielen müssen. Wir wollen und müssen eine Reaktion zeigen.“ Damit spricht Vogel das Entscheidende an. Die Mannschaft darf sich nicht in trügerischer Sicherheit wähnen. Noch ist eine Strecke von zwölf Saisonspielen zu gehen. Gerade Klubs wie BBL-Dinosaurier medi Bayreuth oder auch die FRAPORT Skyliners Frankfurt werden als Kellerkinder alle Hebel in Bewegung setzen, um den drohenden Absturz zu verhindern. Und dass die Basketball Löwen Braunschweig, von NBA-Star Dennis Schröder von den legendären Los Angeles Lakers finanziell wie ideell unterstützt, nach einem für sie brutalen Fiasko zu Saisonbeginn immer angriffslustiger werden, ist in der Korbjägerszene kein Geheimnis. Braunschweig hegt künftig internationale Ambitionen. Wenn sich die Granden von Volkswagen dem Konzept der Basketball Löwen verschreiben, dann heißt das etwas. Ganz klar: Von VW und von Hauptgesellschafter Schröder erhoffen sich alle Beteiligten einen Signaleffekt.

Am Sonntag, 19. März (15 Uhr), treffen Braunschweig und Heidelberg aufeinander. Das Hinrundenmatch konnten die MLP Academics mit 95:79 für sich entscheiden – eine Absicherung, aber kein Freifahrtschein.

Joonas Iisalo: „Brauchen wesentlich mehr Physis“

Das Hinspiel entschieden die Veilchen mit 81:87 für sich. (c) Swen Pförtner

Doch erst einmal liegt die ganze Konzentration der Kurpfälzer auf dem zweiten Vergleich binnen vier Wochen mit der BG Göttingen. Die Niedersachsen entschieden das Duell in der historischen Lokhalle knapp für sich, ohne ihren seinerzeit verletzten Topscorer Mark Smith. Leider bekamen die Heidelberger Center-Routinier und Linkshänder Harper Kamp beim 81:87 nicht unter Kontrolle. Dem Sympathieträger der „Veilchen“ gelang mit 29 Punkten ein Karrierebestwert. „Wir haben in Göttingen die ersten 15 Minuten gut gespielt“, erinnert Joonas Iisalo an die maßgeblichen Aspekte, „dann haben Harper Kamp und andere physischer in der Zone agiert.“ Man müsse diesmal also zwingend einen besseren Job im Bereich der Box und im Rebounding unter den Brettern erledigen. Der Finne fordernd: „Wir brauchen wesentlich mehr Physis als  zuletzt.“

Weiterhin müssen die Gastgeber am Freitag auf Kapitän Akeem Vargas (Knieprobleme) und Niklas Würzner (Folgen eines Handbruchs) verzichten. Wegen leichterer Blessuren mussten einzelne Akteure Trainings diese Woche absagen. „Hoffentlich sind sie bis zum Spiel einsatzfähig“, sagt Iisalo. Optimismus verbreitet das vielversprechende Debüt des Australiers Jack McVeigh bei den RIESEN. Nach Tim Coleman (26 Punkte) scorte der sympathische „Aussie“ (17) am zweitbesten, das Academics-Trainerteam setzte gleich Vertrauen in das variable Können des Forwards.

Kann Eric Washington wieder das Publikum animieren?

Eric Washington. (c) cheesy.photo

Steigerungspotenzial besitzt vor allem Eric Washington. Der Topwerfer der Liga hatte gegen Ludwigsburg ungewohnte Ladehemmung. Heidelbergs Go-to-Guy ist die Antriebsfeder schlechthin, beim High-Speed-Playmaker sollte es wieder laufen. Washington gibt Halt und Schwung zugleich – und sein Stil überträgt sich aufs begeisterungsfähige Publikum im SNP dome. Mit einer kompakten und kompromisslosen Vorstellung ist auch der Rangsechste Göttingen aus dem Konzept zu bringen. „Mit Mark Smith, Geno Crandall und Harald Frey haben sie drei Kreativspieler, die wir eindämmen müssen“, sagt Iisalo. „Sie gehören zu den offensivstärksten Teams der Liga, haben nach Berlin die beste Dreierquote“, ergänzt Vogel.

Chaotischer Terminkalender für die „Veilchen“

Ob die „Veilchen“ etwas aus der Balance gekommen sind? Tatsache ist, dass Pokalwochenende, Länderspielpause und insbesondere die Sperrung der Göttinger Sparkassen-Arena als etatmäßige Heimstätte spielplanmäßig für die Gäste einiges durcheinandergewirbelt hat. Die Partie in Heidelberg ist die einzige binnen fünfeinhalb Wochen. Mark Smith befürchtet indes keine Kollateralschäden dank des chaotischen Terminkalenders: „So wie wir spielen und trainieren, ist es nicht schwer, wieder in einen Rhythmus zu kommen. Die Pause hat uns gutgetan, um ein bisschen zu regenerieren – wir brauchten das.“

Die Veilchen haben die Pause genutzt, um ein bisschen zu regenerieren. (c) Swen Pförtner

Müßig zu prognostizieren, ob dies ein Nachteil oder eher ein Vorteil sein mag. Die „Veilchen“ wissen, dass es vor den Toren der altehrwürdigen Universitätsstadt kein Spaziergang wird. Dazu waren die MLP Academics im ersten Aufeinandertreffen zu gleichwertig. Die Crew um Cheftrainer Roel Moors hat die Personalie Jack McVeigh auf dem Radarschirm. „McVeigh ist ein sehr guter Werfer, der das Feld weit macht“, betont der belgische BG-Assistenztrainer Olivier Foucart, „er gibt Heidelberg mehr Dynamik und Mobilität.“

Genau das brauchen die Kurpfälzer, gepaart mit einer großen Portion Emotionalität, um ihr Tief zu beenden. Sie können dahingehend Mut schöpfen, dass sie dies schon einmal gepackt haben. Rückblende: Im Dezember und Januar mussten sie ebenfalls fünf Niederlagen (MBC, FC Bayern, Brose Bamberg, Veolia Towers Hamburg und HAKRO Merlins Crailsheim) wegstecken, danach folgte ein erfolgreicher Dreierpack (Bayreuth, Würzburg und Frankfurt).

Die Reaktion auf Ludwigsburg ist unabdingbar, die Renaissance gegen Göttingen, Braunschweig und Crailsheim (so die Reihenfolge der kommenden drei Aufgaben) ist ohne Weiteres möglich. Es käme einem Frühlingserwachen gleich – und würde die Diskussionen um den Abstiegskampf der Neckarstädter wohltuend beruhigen.

 

Hinweis für Freitagabend

Vor dem Sprungball um 19 Uhr möchten wir die Zuschauer darauf hinweisen, rechtzeitig zu kommen und möglichst öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Über 3.000 Tickets sind für das Heimspiel gegen die BG Göttingen verkauft. Karten gibt es noch an der Abendkasse, die am Freitag um 17.30 Uhr am SNP dome öffnen wird. Darunter auch welche für Ermäßigte ab 5 Euro.

 

 

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien