Aufklappen
16. November 2012

Positive Vorzeichen

Am vergangenen Sonntag musste Anthony Garbelotto erstmal tief durchatmen. Der 43-jährige Cheftrainer der MLP Academics Heidelberg saß einige Minuten auf der Gästebank der Karlsruher Europahalle und studierte das Scouting. Es schien so, als bräuchte er ein bisschen Zeit, um alles zu verdauen. Seine Mannen hatten soeben die favorisierte BG Karlsruhe recht souverän mit 82:75 besiegt. Aber nicht diese Gegebenheit allein war es, die den Briten so beschäftigte. Man darf nicht komplett verdrängen, dass noch eine Woche zuvor bei einer Lehrstunde von Göttingen (68:108) überhaupt nichts zusammenlief. Weder defensiv noch offensiv hatten die Academics an jenem Tag dagegenhalten können. Und nun? Wie verwandelt spielten die Kurpfälzer auf, zeigten eine insgesamt überzeugende Leistung. Als hätte es das Göttingen-Spiel nie gegeben. Sicher hatte sich Garbelotto das erhofft – trotzdem zerrte es an seinen Nerven. Bei der Pressekonferenz machte er schnell klar, dass er froh darüber ist, die Spiele gegen vermeintliche Spitzenmannschaften abgeschlossen zu haben. „Düsseldorf, Gotha, Göttingen und Karlsruhe hintereinander… das ist nicht einfach.“, sagte er.

Unberechenbare Liga

Kai Barth (l.) möchte die MLP Academics zum Erfolg gegen Nürnberg führen (Foto: Schippl).

Wenn man sich alles im Nachhinein anschaut, sieht es einfach nur kurios aus: Mit 15 in Düsseldorf verloren, mit fünf in Gotha gewonnen, mit 40 gegen Göttingen auf die Mütze bekommen, danach Karlsruhe mit sieben besiegt. Das macht eine Korbdifferenz von minus 43. Und trotzdem steht die Mannschaft auf Platz fünf der Tabelle. Die Gesamtdifferenz ist mit minus 13 zwar ein ordentliches Stück besser, ganz logisch sieht das aber alles nicht aus. Was ist aber in dieser Pro A schon logisch und erklärbar? Im Klartext heißt das: Wenn Heidelberg verliert, dann kann es deutlich werden, Siege sind meist Krimis. Dass nach den Academics-Spielen fast alle „fertig mit den Nerven“ sind, gibt fast schon wieder Sinn.

Das Durchatmen stand in dieser Woche im Vordergrund. Das bezieht sich vor allem auf eine Nachricht aus Regensburg. Nachdem ein Spezialist Paul Zipsers Fuß unter die Lupe nahm, gibt es von dort eine doch erfreuliche Nachricht: Der 18-jährige kann in der übernächsten Woche mit dem Training beginnen. Dort bereiten sich Heindel & Co. derzeit auf den Tabellennachbar Nürnberger Basketballclub vor, der am Sonntag im OSP gastiert. Die Franken, die ihr zweites Jahr in der Pro A spielen, behielten über den Sommer unter anderem Cory Abercrombie (5,3 PPS, 60 % FG), Ryan DeMichael (8,9 PPS, 6,9 Reb) und Will Chavis (13,2 PPS, 2,2 Ass). Die Flügelspieler Cornelius Adler, Juan Reile und Sebastian Schröder bilden das deutsche Grundgerüst der Franken. Mit der Verpflichtung von Ronald Thompson hat das ungleiche Trainergespann, was die Körpergröße betrifft, um Martin Ides (2,17m) und Mario Göhring (1,80m) einen dicken Fang gemacht: 13,2 Punkte und 8,9 Abpraller bringt der 2,08m-Center seinen Pegnitzstädtern. Er ist mit allen Wassern gewaschen: Nach dem Abschluss an einem Division-II-College spielte er als Profi bereits in Montevideo (Ururguay), Wellington (Neuseeland), Dudelange (Luxemburg), Weißenfels (Deutschland), Murcia (Spanien), Tarragona (Spanien), A Coruña (Spanien), Salo (Finnland) und Cork (Irland). Der dominante Point Guard Tyrone Brazelton verließ Nürnberg dagegen in dieser Woche, weil er ein Angebot aus der Ukraine wahrnahm und der NBC ihm „keine Steine in den Weg legen wollte“, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Ein weiteres positives Vorzeichen für die Heidelberger, denn Brazelton hatte in fünf seiner neun Partien mehr als 20 Punkte erzielt.

Kein Favorit

Heidelberg wird gut vorbereitet in die Partie gehen und will den Rückenwind des Sieges in Karlsruhe mitnehmen. Allerdings wissen die Kurpfälzer aus eigener Erfahrung ganz genau, wie es sich anfühlt, aus einer vermeintlich schwächeren Ausgangslage anzutreten. Einen eindeutigen Favoriten hat dieses Spiel nicht. Die kleinen Dinge werden den Unterschied machen. Aus Heidelberger Sicht sicherlich wünschenswert, wenn der Heimvorteil und die Unterstützung der Fans dazu beitragen, sich im oberen Teil der Tabelle festzusetzen.

MLP Academics Heidelberg – Nürnberger BC

Sonntag, 18. November um 17 Uhr im Olympiastützpunkt

TOGETHER WE PLAY!

Robin Herbert