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5. November 2012

Nicht den Hauch einer Chance

Ein Basketballspiel ist oft unterhaltsam. Seltener aber für die Fans beider Mannschaften gleichzeitig. Warum die rund 80 Mitgereisten der BG Göttingen an diesem Sonntagabend in Heidelberg jede Menge Spaß hatten, erklärt der Blick auf das Ergebnis des Spiels allein, 68:108. Ihr Team gewann jedes einzelne Viertel und zeigte den MLP Academics, die noch zwei Tage zuvor bei ihrem 98:93-Erfolg in Gotha überzeugt hatten, ihre Grenzen auf. Zu keinem Zeitpunkt waren die beiden Mannschaften gleichwertig; Göttingen war über die gesamten 40 Minuten mal ein sehr gutes Stück, mal ein riesiges Stück besser. Der traumwandlerischen Dreipunkte-Ausbeute von 48,3% hatten die Kurpfälzer nichts entgegenzusetzen. Die bulligen Forwards Sullivan und Davis, die hervorragend Regie führenden Guards Vargas, Grimaldi und vor allem Hitchens waren eine Klasse für sich. Dieses Spiel wird in die Annalen beider Clubs eingehen.

Der britische Routinier Sullivan Phillips (33 Jahre) zerlegte mit seiner BG Göttingen die MLP Academics nach allen Regeln der Kunst in ihre Einzelteile (Foto: www.hna.de).
Der britische Routinier Sullivan Phillips (33 Jahre) zerlegte mit seiner BG Göttingen die MLP Academics nach allen Regeln der Kunst in ihre Einzelteile (Foto: www.hna.de).

Schon den Sprungball gewannen die Gäste. Akeem Vargas traf sogleich zum 2:0, die Gäste hatten sofort das Momentum auf ihrer Seite und gaben dieses im weiteren Verlauf nie wieder aus der Hand. Bobby Davis traf zum zwischenzeitlichen 4:11 (4.). Zwar stopfte in der siebten Minute Devin White spektakulär, aber nachdem BG-Coach Johan Roijakkers eine erste Auszeit nahm, war alle Hoffnung verflogen. Göttingen ließ sich nicht beeindrucken und führte in der ersten Viertelpause mit 28:16. Tristan Blackwood traf den ersten Dreier für die Academics in der 13. Minute (21:37). Was dann kam, war eine Demonstration der Überlegenheit. Göttingen spielte wie aus einem Guss und erzielte in der ersten Halbzeit insgesamt 61 Zähler. Die Academics waren ohne jegliche Chance und versuchten es aus der Not heraus oft mit Einzelaktionen, die nicht zum Erfolg führten.

Wie verarbeitet man so etwas?

Aus Heidelberger Sicht lohnt es sich kaum, viele Worte über die weitere Zeit des Spiels zu verlieren. Coach Tony Garbelotto hatte das erste Mal in dieser Saison resigniert. Er saß die meiste Zeit auf seinem Stuhl. Gegen Mitte des dritten Viertels stand er gleichzeitig mit seinem Assistent Mbassa, was ein Technisches Foul zur Folge hatte. Die Gäste aus Niedersachsen strahlten absolute Präsenz und Dominanz aus und spielten Heidelberg – egal mit welcher Aufstellung – an die Wand. Als Michael Crowell in der 28. Minute das 80:48 für seine Veilchen erzielte, war das Spiel schon lange entschieden. Nie zuvor war die Heidelberger Mannschaft unter Garbelotto derart unter die Räder gekommen. Wie man nun damit umgeht, ist die Frage. Muss man sich auf eine BG Göttingen einstellen, die in der Liga aufräumen wird? Wird sich Heidelberg in Zukunft wieder stärker präsentieren, war es ein Ausrutscher? Oder muss man sich darauf gefasst machen, dass es abwärts geht? Fest steht, die Pro A ist eine ‚verrückte‘ Liga, in der einfach alles passieren kann. Das scheint sich auch 2012/2013 nicht geändert zu haben. Positiv erwähnt werden dürfen auf Heidelberger Seite – wegen ihres Aufbäumens – Christian von Fintel, Kristian Kuhn und Kapitän Janis Heindel. Erwähnenswert überdies Devin White, der als einziger Akteur der Heidelberger das spielerische und vor allem das athletische Niveau hat(te), mit den Gästen mitzuhalten.

„Meine Spieler haben eine lange Auswärtsfahrt hinter sich. Sie spielen gegen eine Truppe, die heiß wie Frittenfett auf das Parkett kommt und alle ihre Würfe trifft. Was soll ich da auch noch sagen? Ich bin überzeugt davon, dass wir das Selbstvertrauen haben, wieder aufzustehen.“, kommentierte Tony Garbelotto bei der Pressekonferenz. „Ich möchte nicht nach Entschuldigungen suchen, aber wir hatten die gesamte Woche Zeit, uns auf Gotha vorzubereiten. Für Göttingen blieb einzig und allein der Samstag. Wenn dann so ein rasender Zug auf uns zukommt, können wir ihn nicht aufhalten.“, sagte Assistenztrainer Carl Mbassa.

Lebbe geht weiter – nach dem Spiel ist vor dem Spiel!

MLP Academics Heidelberg – BG Göttingen: 68:108 (16:28, 19:33, 15:24, 18:23)

Heidelberg: White 13 (1 Dreier), Heindel 13, Barth 11, von Fintel 8 (2), Sargent 8 (2), Blackwood 7 (1), Kuhn 7, Rohde 1, Komarek – Okundaye.

Göttingen: Hitchens 24 (6), Phillips 20 (3), Livas 14, Vargas 12 (1), Guede 10 (2), Davis 9 (1), Grimaldi 8, Crowell 7 (1), Wenzl 3.

TOGETHER WE PLAY!

Robin Herbert