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3. Mai 2023

Heidelbergs kleine Chance bei den „Big Bayern“

Die gespannte Erwartungshaltung ist riesig. Am Donnerstagabend (19 Uhr/live bei MagentaSport ab 18.45 Uhr) treten die MLP Academics Heidelberg beim FC Bayern München an. Bei der „Showtime“ im geschichtsträchtigen Audi Dome, ursprünglich als Rundsporthalle für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München erbaut, können in der easyCredit Basketball Bundesliga auf der Zielgeraden der regulären Spielzeit 2022/2023 nochmals Momente voller Aufregung und Freude ausgekostet werden. Rein rechnerisch haben Heidelbergs Korbjäger sogar noch eine Minimalchance, auf den letzten Drücker die Playoffs zu erreichen. Doch dazu bedarf es eben einer Überraschung bei den Rot-Weißen, die ihrerseits definitiv als Dritter in die Saisonverlängerung hinter Spitzenreiter Telekom Baskets Bonn und ALBA Berlin einziehen werden. Für die „Big Bayern“ hält sich demnach der sportliche Anreiz in Grenzen.

 Joonas Iisalo: „Sie haben sehr viel Tiefe und Athletik“

München wird das Spieltempo am Donnerstag oben halten. (c) Christina Pahnke

„Wir treffen auf ein ganz anderes Team im Vergleich zu unserem vorherigen Gegner MBC“, sagt Academics-Headcoach Jonas Iisalo, „München will das Tempo bei den Spielen kontrollieren. Ihre Defensive und ihr Rebounding waren über die Saison hinweg sehr stabil. Sie haben sehr viel Tiefe und Athletik auf jeder Position.“

Es ist kaum damit zu rechnen, dass der fünfmalige deutsche Meister von 1954, 1955, 2014, 2018 und 2019 und seit einigen Jahren zum festen Bestandteil der EuoLeague gehörende Renommierklub nur mit halber Kraft gegen die MLP Academics ans Werk geht. Selbstverständlich will der FC Bayern die Werbetrommel für sich selbst und die ab Mitte Mai bevorstehende, alles entscheidende Meisterschaftsphase rühren. Bei der „Fan Night“ gegen die Iisalo-Schützlinge mit allerlei Sonderaktionen (Goodies, Feinkost und Freibier) würde eine Heimniederlage vielleicht sogar seismische Störungen in Sendling auslösen. „Im Prinzip bin ich davon überzeugt, dass wir bereit sein können für die Aufgaben, die da kommen“, richtet Shooting Guard Ognjen Jaramaz den Blick voraus, „wir haben genug Zeit, um Abläufe zu trainieren, außerdem nutzen wir diese Spiele gegen Heidelberg und Oldenburg, um uns zu verbessern. Wir haben Probleme, aber die können wir beheben.“

Probleme hatten die Profis der italienischen Trainerlegende Andrea Trinchieri (54), dessen Kontrakt zum Saisonende ausläuft und um den sich deshalb Wechselgerüchte (angeblich nach Bologna?) hartnäckig halten, zuletzt beim 75:83 bei den „Veilchen“ der BG Göttingen. Sie gaben in der Endphase die umkämpfte Partie noch aus den Händen. Freilich rotierten sie auch aus Verletzungsgründen im Kader und verordneten den „Rohdiamanten“ wie Ivan Kharchenkov (16), Luis Wulff (19) und Mohamed Sillah (21) einen BBL-Schnupperkurs. Nach elf Siegen in Serie erlitten die langen Kerle aus München – personell ohne fünf, sechs Stammkräfte dezimiert – einen Rückschlag. Zudem knickte Nationalspieler Nick Weiler-Babb in Niedersachsen um und konnte nicht mehr ins Geschehen eingreifen.

Ein Wiedersehen mit dem Dossenheimer Paul Zipser

Von 2010-2012 trug Paul Zipser das USC Heidelberg Trikot. (c) Christina Pahnke

Positiv: Bei den anspruchsvollen Bayern bekam Paul Zipser (29) in den letzten Spielen wieder etwas mehr Einsatzzeit von Andrea Trinchieri zugesprochen. Der gebürtige Heidelberger und ehemalige USCler sowie „Akademiker“, der in Dossenheim aufwuchs, feierte einst mit 16 Jahren sein Debüt in der ProA – übrigens im ersten Saisonspiel 2010/2011 beim FC Bayern, der sich danach unter Trainerikone Dirk Bauermann ins Oberhaus katapultierte. „Wir freuen uns sehr auf das Spiel in München und das Wiedersehen mit Paul, der zuletzt immer besser in Form gekommen ist“, schildert Alex Vogel in seiner Funktion als Sportlicher Leiter der MLP Academics die Ausgangslage am Donnerstag, „die Bayern sind eine sehr starke Defensivmannschaft, die mit einer geringen Pace spielt. Vorne haben sie viel individuelle Klasse und schließen viel aus Post-ups und Isolations ab.“

Die „Riesen vom Neckar“ reisen ohne Angst im Gepäck in die Isarmetropole und in den dortigen Audi Dome (Zuschauerkapazität: 6.700). Sie haben in den letzten Wochen bis auf die Auswärtsspiele in Braunschweig und Hamburg konstant auf höchstem Niveau agiert. „Wir müssen Wege finden, um gute Würfe gegen sie zu kreieren“, beschreibt Iisalo das erforderliche Grundmuster seines Teams, „wir müssen uns auf ein sehr physisches Spiel gefasst machen.“

Sieben Erfolgserlebnisse der MLP Academics in den zurückliegenden zehn Matches entsprechen einem vielversprechendem Referenzschreiben, das sie auch in München vorlegen können. Der FC Bayern, ganz gleich in welcher Formation auflaufend, wird die alte Basketball-Hochburg aus der Universitätsstadt ernst nehmen. Sich vom „Underdog“ die aufkommende Playoff-Laune womöglich verderben zu lassen, ist für den haushohen Favoriten gewiss keine Option.

Beide Teams haben zudem ein Richtmaß aus der Vorrunde. Das knappe 83:87 der MLP Academics im Duell mit dem FC Bayern vor der Rekordkulisse von 10.454 Besuchern in der Mannheimer SAP Arena am 27. Dezember 2022 war für die einen ein Hoffnungsfunke und für die anderen ein Warnsignal. Wie geht der Tabellenzwölfte die neuerliche Herausforderung an? „Wir fahren nach München, um die Partie zu gewinnen“, konstatiert Alex Vogel, der aus beruflichen Gründen zwischen München und Heidelberg pendelt, „dabei wollen wir unseren offensiven Rhythmus mitnehmen und uns defensiv steigern.“

Die Academics sind nicht weit weg von den BBL-Meriten

Die Academics sind nicht weit weg von den BBL-Meriten. (c) Niko Neithardt

Letzteres ist unabdingbar. Nur mit einer kompakten, variablen Verteidigungsformation ist der Titelanwärter – „wir sind jetzt zwei Jahre nicht Meister geworden, daher ist es selbstredend, dass das jetzt für jeden das Ziel sein muss. Und wir haben auch das Potenzial dazu“, so Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic (46) unlängst bei Sportbild – in die Bredouille zu bringen.

Ihre Titelreife haben die aktuellen Bayernprofis schon nachhaltig bewiesen. Im „Top Four“ des MagentaSport BBL Pokals schalteten sie im Halbfinale Dauerrivale ALBA Berlin (83:77) aus und beherrschten im Finale Gastgeber EWE Baskets Oldenburg (90:78) eindrucksvoll. Die „Donnervögel“ wiederum hatten im Viertelfinale die MLP Academics hauchdünn mit 85:83 aus dem Wettbewerb geworfen.

Soll heißen: Heidelberg ist heuer nicht so weit weg von den „Topplatzierungen“ und BBL-Meriten. Und noch dazu mit Tuchfühlung zu den Playoffs bis zur letzten Sekunde des 34. Spieltags?

 

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien