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29. Oktober 2021

Heidelberg unterliegt denkbar knapp

Die MLP Academics Heidelberg unterliegen nach hartem Kampf mit 75:81 gegen die Hamburg Towers. Am Ende entscheiden Offensivrebounds, einige Unkonzentriertheiten in der Offensive und final der Este Maik Kotsar die Partie zu Gunsten der Hanseaten. Zweistellig scorten für Heidelberg Kelvin Martin (18), Rob Lowery (17), Shy Ely (12) und Niklas Würzner (10). Am 06.11. empfangen die Heidelberger medi Bayreuth in eigener Halle. 

In die Partie ging es mit gewohnter Starting Five um Würzner, Ely, Geist, Chapman und Ugrai und ungewohnt offensiv stark. Nach nicht einmal zwei gespielten Minuten konnten sich die Kurpfälzer einen 6:0-Vorsprung erspielen. Doch wie gewonnen so zerronnen, denn die Hansestädter hatten nicht vor, ihre Gäste davonziehen zu lassen. Begünstigt durch Unachtsamkeiten kamen die Gastgeber nun besser in die Partie und saß einmal der erste Wurf nicht, so ergatterten sie sich gegen etwas nachlässig agierende Heidelberger den Offensivrebound und kamen anschließend zu leichten Punkten. Das Ergebnis war ein 8:0 Lauf, der die heimischen Fans auch dank eines krachenden Dunkings durch Jaylon Brown aufwachen ließ.

Offenes erstes Viertel mit Vorteilen für Hamburg

Niklas Würzner im Spiel gegen die Hamburg Towers (Foto: Marvin Contessi)

In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der trotz oder gerade wegen einiger Fehler im Spielaufbau in einem hohen Offensivoutput resultierte. Sinnbildlich für die Fehleranfälligkeit können die letzten Angriffe des ersten Viertels angeführt werden, als zunächst Kelvin Martin einen Pass ins Aus spielte und auch die Hamburger es anschließend in Person von Homesley, der bis dahin für die Defensive kaum zu stoppen war, ihren Kontrahenten gleichtaten. Auch der letzte Ballbesitz brachte keine Punkte ein, weshalb es mit einem 24:20 aus Sicht des Gastgebers in die erste Pause ging.

Das zweite Viertel eröffnete Maik Kotsar nach schönem Anspiel durch Hamburger Eigengewächs Justus Hollatz. Die kommenden Minuten hingegen gehörten den Heidelbergern, die über einen gut herausgespielten Dreier von Rob Lowery und einem in der Entstehung etwas kuriosen Korberfolg von Osasu Osaghae wieder in Schlagdistanz kamen. Als beim 25:26 (14. Minute) Jordan Geist im Fastbreak nur durch ein unsportliches Foul gestoppt werden konnte, keimte Hoffnung auf, dass man die Führung zurückerobern könnte. Doch Geist ließ einen Freiwurf sowie einen Dreierversuch im nächsten Angriff liegen, was Robin Christen auf der Gegenseite seinerseits eiskalt mit drei Punkten zu kontern wusste.

Doch die Academics waren nun im Spiel. Der Ball lief in der Offensive deutlich schneller und fand regelmäßig den richtigen Abnehmer, zumeist in Korbnähe, was zu leichten Punkten führte. Da die Defensive nun auch zur Stelle war, konnte man sich auch eine 31:29-Führung herausspielen. Lediglich die Ausbeute an der Dreierlinie (1/10) – obwohl gut herausgespielt – ließ zu wünschen übrig und war auschlaggebend dafür, dass man sich nicht absetzen konnte. Im Gegenteil. Denn die Hamburger schienen ihre Chance zu wittern, selbst wieder das Zepter in die Hand zu nehmen und nutzten mit all ihrer individuellen Qualität zwei Unachtsamkeiten in der Heidelberger Verteidigung. Dass die Hamburger bestens gelaunt in die Halbzeit gehen konnten, dafür sorgte Max DiLeo mit einem Dreier in letzter Sekunde, der die Hanseaten mit 36:31 in Führung brachte.

Nicht nur beim Tipoff überlegen. Maik Kotsar heißt der Mann des Spiels (Foto: Marvin Contessi)

Das Viertel der verpassten Chancen

Punktemäßig eröffnete Kelvin Martin für die Heidelberger das dritte Viertel – ausgerechnet per Dreier. Wie so oft im Verlauf dieser Partie war die Freude über den zwischenzeitlichen Ausgleich beim 38:38 nur von kurzer Dauer. Als Lowery nach Ballgewinn schnell in den Fastbreak kommen wollte, flutschte ihm der Ball aus den Fingern, Lukas Meisner an das Schienbein und quasi Hollatz in die Hände, der den Ball von jenseits der Dreipunktlinie einnetzte. Apropos flutschender Ball: das Spielgerät wirkte, als hätte man es vorher ordentlich mit Vaseline eingeschmiert. Häufig gelang es den Akteuren auf beiden Seiten nicht, den zugepassten Ball unter Kontrolle zu bringen, was das ohnehin kampfbetonte Spiel für den Zuschauer nicht zwingend attraktiver werden ließ.

Mitte des dritten Viertels folgten dann zwei Szenen, die Coach Frenki ordentlich Sorgenfalten bereitet haben dürften. Zunächst knickte Geist um und musste vom Feld. Ihm folgte nur wenige Augenblicke später Brekkott Chapman mit seinem vierten Foul. Die verbliebenen Spieler ließen sich jedoch nicht beirren und kämpften sich wieder bis auf zwei Punkte (46:44, 27. Minute) heran. Doch wohl dem, der einen wieder genesenen Caleb Homesley in seinen Reihen hat, der aus wenig viel machen kann. Ihm reicht meist ein gut gestellter Block, um zu einem schnellen Abschluss zu kommen. Auf Heidelberger Seite musste man klar die mangelnde Chancenverwertung monieren. Häufig gelang durch harte und aufmerksame Verteidigungsarbeit ein Steal, den man aber nur selten in Fastbreakpunkte übersetzen konnte.

Offensivrebounds machen den Unterschied

Hinzu kam eine hohe Foulbelastung, die dazu führte, dass man die Hamburger in den letzten Minuten dieses Viertels – zudem häufig durch unnötige Fouls – an die Linie schickte, von wo diese treffsicherer agierten als die Gäste aus dem Südwesten. War es DiLeo, der der ersten Halbzeit mit einem Buzzerbeater ein spektakuläres Ende bereitete, so war es im dritten Viertel Shy Ely mit einem langen Dreier ins Gesicht von Lukas Meisner und mit Ablauf der Uhr den Ausgleich besorgte. Mit 54:54 ging es in den letzten Spielabschnitt.

Stichwort langer Dreier: einen solchen streute erneut Hollatz zu Beginn des vierten Viertels ein, direkt gekontert durch Lowery zum erneuten Ausgleich. Im Fussball gibt es diese Art Stürmer, die einen Riecher dafür haben, wo der Ball hinkommt und ihn dann häufig im Netz unterbringen. Auch im Basketball gibt es diese Spieler, und die Hamburger haben mit Maik Kotsar einen solchen in ihren Reihen. Immer wieder tauchte er, eine kleine Unachtsamkeit in der Verteidigung nutzend, sträflich frei unterm Korb auf und kam so ein ums andere Mal zu leichten Punkten. Dennoch ließen sich die Academics nicht unterkriegen und blieben vor allem durch den heißlaufenden Lowery in Schlagdistanz.

Ein Lowery allein reicht jedoch nicht. Der Korb schien fortan wie vernagelt, die Offensive zu statisch und Shy Ely nach seinem Infekt doch stark gezeichnet. Traf Hamburg den ersten Wurf nicht, so kamen sie wieder und wieder durch Offensivrebounds zu zweiten und teilweise sogar dritten/vierten Chancen. Folgerichtig stellten die Norddeutschen durch einen 7:0 Lauf erstmals eine zweistellige Führung (73:62, 37. Minute) her. Diese Hypothek war nun endgültig zu groß, auch für tapfer kämpfende Heidelberger. Zwar konnten zwei erfolgreiche Dreier durch Martin und Lowery den Rückstand nochmal auf vier Punkte (75:71) verkürzen. Nach der durch Pedro Calles geforderten Timeout machte Kotsar wie der Stürmer im Fußball das, was er eben macht: an der richtigen Stelle stehen und einnetzen.  Am Ende kommt er so auf 21 Punkte und 8 Rebounds und ist ohne Zweifel der Mann des Spiels.

FÜr die Academics heißt es nun: Mund abputzen, regenerieren und den Fokus auf die nächste schwere Partie gegen Bayreuth richten. Wer sich noch gute Plätze sichern möchte, sollte sich beeilen und zuschlagen!