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18. April 2023

Entspannte Academics bei angespannten Hamburg Towers

Kaum Zeit zum Durchatmen bleibt den 18 Teams in der easyCredit Basketball Bundesliga. Schlag auf Schlag geht es weiter. Für die MLP Academics Heidelberg heißt es, binnen 20 Tagen nochmals sechs Partien zu bestreiten, beginnend mit dem Auswärtsauftritt am Mittwoch (20.30 Uhr/live bei MagentaSport ab 20.15 Uhr) in der edel-optics.de Arena gegen die Veolia Towers Hamburg. „Für uns ist das ein K.o.-Spiel“, sagt Lukas Meisner, in dieser Saison eine der wenigen Konstanten bei den Hanseaten. Der im Stadtteil Wilhelmsburg beheimatete Klub schmiedet große Pläne, doch heuer bleiben die angespannten Towers hinter ihren eigenen Erwartungen zurück. Die anvisierten Playoff-Plätze sind nicht mehr zu erreichen. Schadensbegrenzung ist angesagt. Zwei Siege Vorsprung auf den Abstiegsplatz sind kein Ruhekissen, was Meisner mit seinem Weckruf zum Ausdruck bringen wollte. Wesentlich entspannter gestaltet sich die Situation bei den MLP Academics – die Kurpfälzer möchten im hohen Norden ihren Erfolgskurs beibehalten. „Sie sind sehr gefährlich im Transition Game und im Rebounding“, so Co-Trainer Hylke van der Zweep, „wenn wir diese Bereiche kontrollieren, haben wir eine Chance zu gewinnen.“

Warum auch nicht? Bei der Mannschaft des Trainergespanns Joonas Iisalo, Hylke van der Zweep und Serena Benavente könnte es kaum besser laufen. In jeder Hinsicht. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde der 37-jährige Finne zum dritten Mal Vater – Ehefrau und Sohnemännchen sind wohlauf.

Mal im Hurrastil, mal mit grundsolider Verteidigung

Die Heidelberger haben einen guten Lauf. (c) Niko Neithardt

Freude und Glückseligkeit herrschen generell bei den „Jungs vom Neckar“. Sie haben sich dank ihrer Serie aus den dunklen Kellerregionen ins BBL-Licht gestellt – mit einer imponierenden Entschlossenheit und Leidenschaft. Das enge Match gegen die Rostock Seawolves (78:75) hat gezeigt, dass die Heidelberger variabel und erfolgreich Basketball spielen. Mal geht es im Hurrastil, mal bringt grundsolide Verteidigungsbereitschaft Vargas und Co. nach vorne und mal ist es halt eine Mixtur aus beidem.

„Wir haben zuletzt einen sehr guten Lauf und wollen diesen gerne fortsetzen“, analysiert der Sportliche Leiter Alex Vogel, „gegen Bamberg waren wir vor allem offensiv stark, gegen Rostock hat uns die Defensive das Spiel gewonnen. Es ist schön zu sehen, dass wir mittlerweile auf unterschiedliche Art und Weise Spiele für uns entscheiden können. Bei den Towers wollen wir uns auf beiden Seiten des Feldes gut präsentieren, um so den nächsten Sieg einzufahren.“

Der fünfte Triumph hintereinander würde für die MLP Academics seit dem Aufstieg 2021 eine neue Bestmarke bedeuten. Schon wieder eine, nachdem Saisonerfolg Nummer zwölf vergangenen Freitag die Ausbeute von „Frenkie“ Ignjatovic und seinen Protagonisten aus der Spielzeit 2021/2022 verbesserte.

Das Hinspiel verloren die Academics knapp mit 87:83. (c) Niko Neithardt

Das Hinrunden-Duell gegen die Towers Anfang dieses Jahres ist als wilde Hatz in Erinnerung geblieben. Hochs und Tiefs wechselten sich hüben wie drüben andauernd ab. Die Statistik belegt die Wechselhaftigkeit – elf Führungswechsel und neun Gleichstände sagten alles. Die Riesen von der Elbe hatten das bessere Ende für sich. Sie entführten unter der damaligen Regie des österreichischen Chefcoaches Raoul Korner mit 87:83 die Punkte aus dem SNP dome, während Joonas Iisalo nach dreieinhalb Minuten von den Referees in die Kabine geschickt wurde und seine Assistenten Hylke van der Zweep und Serena Benavente die Verantwortung auf der Kommandobrücke interimsmäßig übernahmen.

Das Hinspiel sehr bitter und unnötig verloren

„Dieses Spiel gegen Hamburg haben wir sehr bitter und unnötig verloren“, meint Alex Vogel vor der Möglichkeit der Wiedergutmachung in der ehemaligen Inselparkhalle mit einer Kapazität von 3.400 Zuschauern, „das hängt noch immer etwas nach.“

Die Vorzeichen haben sich unterdessen verändert. Die „Türme“ trennten sich vier Tage nach dem Auswärtsspiel und kurz nach dem 65:80 zu Hause gegen ratiopharm Ulm von Korner, sodass Benka Barloschky wie schon einmal im Februar 2018 in die Bresche sprang. Der 35-Jährige gilt als sympathischer Kerl und detailversessener Analyst. Er wollte ohnehin Cheftrainer werden, kennt die Veolia Towers in der Rolle des Assistenten aus dem Effeff und packte schließlich die Chance beim Schopf.

Ende Februar trennten sich die Hamburger zudem von Playmaker Kendale McCullum, den es zum litauischen Profiklub Rytas Vilnius zog. Viel Unruhe also. Es gehört zu den Kuriositäten, dass man international im 7DAYS EuroCup gegen hochkarätige Kontrahenten wie etwa Paris, Tel Aviv und Trento zu beeindruckenden Vorstellungen fähig war, während es im deutschen Ligageschäft regelmäßig rumpelte. Der zweithöchste europäische Wettbewerb blieb für den ehrgeizigen Großstadtklub ein Spagat.

Hylke van der Zweep über die „Türme“: „Mehrfach Wechsel im Kader durchgeführt“

Hylke van der Zweep geht davon aus, dass die Hamburger ihre Personalprobleme beheben konnten. (c) Lukas Adler

„Hamburg hat mehrfach Wechsel im Kader durchgeführt“, erklärt Co-Trainer Hylke van der Zweep, „sie haben einen neuen Coach und verschiedene neue Importspieler. Insbesondere Anthony Polite und Ryan Taylor sind Schlüsselfaktoren im neuen Spiel der Towers.“ Van der Zweep geht davon aus, dass die Hausherren ihre krassen Personalprobleme wie zuletzt gegen ALBA Berlin (63:83) beheben können, als sie auf Michal Kozak sowie die beiden Youngster Linus Hoffmann und Simonas Paukste vom Kooperationspartner SC Rist Wedel (ProB Nord) zurückgriffen, da gleich fünf Stammkräfte gegen die „Albatrosse“ passen mussten.

Die MLP Academics trainieren nochmals Dienstagvormittag in Heidelberg, unmittelbar danach geht es direkt Richtung Hanse- und Hafenstadt. Mit reichlich Zutrauen im Reisegepäck.

 

 

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien