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1. April 2022

Drittes Heimspiel der Woche gegen Gießen

Nachdem die MLP Academics Heidelberg gegen Frankfurt Saisonerfolg Nummer Zehn sammeln konnten, haben die Academics am morgigen Samstag gegen die JobStairs GIESSEN 46ers die Möglichkeit, den Klassenerhalt so gut wie perfekt zu machen. Ein Sieg gegen die 46ers würde fünf Siege Vorsprung auf die Abstiegsplätze bedeuten, was bei noch sechs ausstehenden Spieltagen (wobei natürlich für alle Teams auch noch Nachholspiele anstehen) so gut wie nicht mehr einzuholen wäre. Bei dieser Aufgabe können sich die Academics allerdings auf beherzte Gegenwehr gefasst machen. Die 46ers befinden sich momentan mit sechs Siegen auf dem vorletzten Platz der Tabelle und werden, wie schon die FRAPORT SKYLINERS, mit voller Motivation nach Heidelberg reisen. Dort treffen die Gäste auf eine Mannschaft, die hoffentlich trotz der erhöhten Belastung von drei Spielen in sieben Tagen ausgeruht ist und darauf brennt, den nächsten Big Point im Kampf um den Klassenerhalt einzufahren.

Situation des Gegners

Nachdem die JobStairs GIESSEN 46ers schon letzte Saison den Klassenerhalt nur dank einer Wildcard sichern konnten, sollte in dieser Spielzeit eigentlich alles anders laufen. Mit Pete Strobl und Sebastian Schmidt wurden ein neuer Cheftrainer und Sportdirektor eingestellt, die schon in Braunschweig zusammengearbeitet hatten und dem Gießener Erstliga-Basketball einen neuen Anstrich verpassen sollten. Nach einem soliden Saisonstart mit drei Siegen aus den ersten acht Partien (darunter allerdings auch die 68:75-Hinspiel-Niederlage gegen die Academics) blieb der sportliche Erfolg allerdings aus: acht Partien in Folge verloren die 46ers, bis sie am 22. Januar gegen die Hamburg Towers wieder ein Erfolgserlebnis verzeichnen konnten.

Durch den Wechsel von Rawle Alkins zu den MHP Riesen Ludwigsburg nach nur zwei Spielen mussten die 46ers schon direkt zu Saisonbeginn einen schweren Ausfall wegstecken. Foto: Michael Schepp

Zum sportlichen Misserfolg kam für die Hessen auch noch personelle Unruhe: Mit Brayon Blake verließ ein absoluter Leistungsträger die Mannschaft aus persönlichen Gründen, darüber hinaus wurden mit John Bryant und Kyan Anderson zwei Spieler freigestellt, die vor der Saison als feste Stützen im 46ers-Kader eingeplant waren. Dafür wurden die 46ers insgesamt vier Mal auf dem Nachverpflichtungsmarkt aktiv, wobei mit Jalen Tate ein nachverpflichteter Spieler nach zehn Spielen aus disziplinarischen Gründen auch schon wieder die Segel streichen musste. Die 46ers haben also eine überaus turbulente Saison hinter sich, die es jetzt noch irgendwie zu retten gilt, um den Abstieg zu vermeiden. Dabei zeigen sich die Hessen in den letzten Spielen allerdings in verbesserter Form und konnten am vorherigen Spieltag den EWE Baskets Oldenburg einen heftigen Dämpfer verpassen, indem sie die gut geölte Oldenburger Offensivmaschine bei unter 80 Punkten halten und die Donnervögel so mit 88:75 bezwingen konnten.

Player to Watch

Der wichtigste Gießener Spieler ist ein alter Bekannter der Academics aus ProA-Tagen: Kendale McCullum. In der Saison 2019/20 lief der quirlige US-Guard für die Uni Baskets Paderborn auf, wo er eine hervorragende Saison spielte und zu Recht als Spieler des Jahres der ProA ausgezeichnet wurde. Nach einem Jahr in Finnland bei den Helsinki Seagulls ist McCullum nun zurück in Deutschland und konnte in seiner ersten Bundesliga-Saison zeigen, dass er auch in Deutschlands höchster Spielklasse ein absoluter Leistungsträger sein kann.

In seiner ersten Bundesliga-Saison ist Kendale McCullum unumstritten der Schlüsselspieler seiner Mannschaft. Foto: Michael Schepp

Mit einem Wert von 16,7 legt der Gießener Point Guard den besten Effektivitätswert seiner Mannschaft auf und ist mit 14,5 Punkten pro Spiel zweitbester Scorer seiner Mannschaft. Zudem spielt er im Durchschnitt 6,7 Assists pro Spiel, holt 4,2 Rebounds und 2,7 Steals für sein Team. Dabei zeichnet sich McCullum offensiv vor allem durch sein starkes Ballhandling und seine hervorragende Geschwindigkeit aus, wodurch er immer wieder zum Korb ziehen kann, um dort selbst abzuschließen oder den freigewordenen Mitspieler anzuspielen.

Vor allem Jordan Geist, der damals mit den RÖMERSTOM Gladiators Trier gegen McCullum antreten durfte, wird ein Lied davon singen können, wie schwer es ist, den nur 1,84 Meter großen Gießener Spielgestalter vor sich zu halten. Defensiv wird dies sicherlich eine der schwersten Aufgaben für die Guard-Riege der Academics, wobei sich Rob Lowery und Co. immerhin um McCullums Distanzwurf weniger Sorgen machen müssen, da dieser mit nur 31,8 Prozent Trefferquote nicht sonderlich sicher fällt und mit nur 2,1 Versuchen pro Spiel auch nicht zu McCullums liebsten Offensivoptionen zählt.

Schlüssel zum Spiel

Mit den JobStairs GIESSEN 46ers stoßen die Academics wie schon zuletzt gegen die FRAPORT SKYLINERS auf eine Mannschaft, die sich vornehmlich über ihre Defensive definiert. Während die 46ers den zweitschlechtesten Angriff der Bundesliga stellen, bewegen sie sich defensiv im unteren Mittelfeld der Liga und auch Pete Strobl versteht seine Mannschaft als eindeutig defensiv ausgerichtet – schon zu Saisonbeginn wurde eine aggressive Verteidigung als klares Ziel ausgesprochen.

Vor allem Kendale McCullum schafft es, diese Vorgabe umzusetzen, ist mit seinen 2,7 Steals pro Partie bester Balldieb der Bundesliga und wird die Heidelberger Guards im Spielaufbau gehörig unter Druck setzen. Von den anderen Gießener Akteuren geht allerdings bei weitem kein so großer defensiver Druck wie von McCullum aus – kein aktueller Gießener verzeichnet pro Spiel mehr als einen Steal – so dass es für die Academics vor allem darum gehen muss, jeweils die nicht von McCullum verteidigten Spieler den Ballvortrag übernehmen und die Gießener Defensive attackieren zu lassen.

Wie Kendale McCullum ist Nuni Omot, mit 14,7 Punkten pro Spiel Gießener Topscorer, vor allem auf dem Weg zum Korb gefährlich. Foto: Jan Stimpel – JSpictures.de

Offensiv ist das Werfen von der Dreierlinie eine der großen Schwächen der Mannschaft von Pete Strobl: mit 32,6 Prozent weisen die 46ers in dieser Saison die zweitschlechteste Quote aus der Distanz auf, die nur von den FRAPORT SKYLINERS unterboten wird und treffen dazu insgesamt auch die wenigsten Dreier pro Spiel. Daher können sich die Academics gegen die JobStairs GIESSEN 46ers guten Gewissens darauf konzentrieren, die eigene Zone gegen die starken Gießener Inside-Scorer dicht zu machen, ohne große Angst davor haben zu müssen, dafür von der Dreierlinie bestraft zu werden.

 

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Titelbild: Lukas Adler // ladler.photography

Text: Niklas Pempe