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17. April 2022

Der Spitzenreiter kommt!

Nach dem Auswärtsspiel in Ulm vergangenen Dienstag steht für die MLP Academics Heidelberg am Ostermontag die nächste Partie gegen eine BBL-Spitzenmannschaft an. Mit den Telekom Baskets Bonn gastiert der derzeitige Tabellenführer der easyCredit BBL im SNP dome und verspricht als offensivstärkste Mannschaft der Liga ein echtes Highlight zum Saisonende. Mit acht Siegen in Folge weisen die Bonner momentan die längste Siegesserie der Liga auf. Die Academics können ohne Druck versuchen, den Favoriten im eigenen Wohnzimmer zu ärgern und ihren Fans ein verspätetes Ostergeschenk zu machen. Dabei müssen die Baskets unerwarteterweise doch auf ihren Star-Point Guard Parker Jackson Cartwright verzichten, der nach einem Trauerfall noch länger in den USA weilt.

Situation des Gegners

Nach zwei, aus Bonner Sicht, enttäuschenden Saisons, die die Telekom Baskets Bonn auf dem Tabellenplätzen 15 beziehungsweise 13 abschlossen, stand diesen Sommer ein kompletter Umbruch für die Rheinländer ein. Mit Leon Kratzer verblieb nur ein Stammspieler der letzten Saison im Bonner Kader. Auf der Trainerposition konnten die Bonner mit Tuomas Iisalo einen der ‚heißesten‘ Coaches der Liga anwerben, der durch seine exzellente Arbeit in Crailsheim sicherlich nicht nur die Bonner auf sich aufmerksam gemacht hatte. Dabei konnte Iisalo den Kader nach seinen Vorstellungen gestalten und die hohen Erwartungen, die an ihn und sein Spielsystem gestellt wurden, von Beginn der Spielzeit an erfüllen. Direkt im ersten Ligaspiel konnten die Telekom Baskets Bonn mit ALBA Berlin den amtierenden Meister der BBL schlagen und den Grundstein für eine erfolgreiche Saison legen.

Nach Crailsheim ist Bonn die zweite deutsche Trainerstation von Tuomas Iisalo (rechts im Bild). Foto: Jörn Wolter // wolterfoto.de

Außer dem frühen Pokal-Aus gegen ALBA Berlin, die sich nach Verlängerung im Achtelfinale für ihren misslungen Saisonauftakt revanchieren konnten, haben die Bonner Fans diese Saison allen Anlass zur Freude. Ihr Team spielt nicht nur einen überaus attraktiven Offensivbasketball, sondern führt die Ligatabelle mit einer exzellenten Bilanz von 23:7 an. So sind die Baskets bereits jetzt für die Playoffs qualifiziert und nach einem Jahr Abstinenz scheint auch der Antritt in einem europäischen Wettbewerb für die nächste Saison gesichert.

Player to Watch

Das Spielsystem, das der Bonner Coach Tuomas Iisalo in Crailsheim etabliert hat und jetzt in Bonn weiterführt, lebt von seinen dominanten Point Guards. Auch dieses Jahr konnte Iisalo mit Parker Jackson- Cartwright einen absoluten Hochkaräter aus der zweiten französischen Liga verpflichten, der sich nahtlos in die Liste überragender Iisalo-Point Guards aus Crailsheimer Zeiten wie DeWayne Russell und Trae Bell-Haynes einreiht.

Auch gegen Big Men wie hier Bayreuths Martynas Sajus kommt Parker Jackson-Cartwright immer wieder erfolgreich zum Abschluss. Foto: Jörn Wolter // wolterfoto.de

In seiner ersten Bundesliga Saison hat sich der nur 1,80 Meter große Jackson-Cartwright von Beginn an als absoluter Leistungsträger seiner Mannschaft hervorgetan und vor allem mit seinem starken Zug zum Korb gegnerische Mannschaften mit schöner Regelmäßigkeit zur Verzweiflung getrieben. Im Bonner Spielsystem wird der pfeilschnelle Aufbauspieler immer wieder in Pick and Roll-Situationen gesucht, aus denen er entweder selbst abschließt, oder seine besser postierten Mitspieler findet – und das jeweils mit großem Erfolg. Mit 19,3 Punkten pro Spiel ist Jackson-Cartwright der mit Abstand beste Scorer seiner Mannschaft und führt sowohl seine Telekom Baskets Bonn als auch die gesamte Liga mit 7,4 Assists pro Spiel an.

Auch vor den Verletzungen von Kamar Baldwin und T.J. Shorts II war Jackson-Cartwright einer der klaren MVP-Kandidaten der Saison, doch durch die Ausfälle seiner beiden Konkurrenten dürfte bei der Titelvergabe inzwischen wohl kaum ein Weg mehr am Bonner Point Guard vorbeiführen, der Brose Bamberg in dieser Saison eindrucksvolle 40 Punkte einschenken konnte.

Schlüssel zum Spiel

Das finnische Brüder- und Trainergespann Tuomas und Joonas Iisalo hat ein System mit nach Bonn gebracht, das schon in Crailsheim hervorragend funktionierte und sich auch am neuen Standort bewährt hat. Um einen überragenden Aufbauspieler wird eine Offensive aufgebaut, die oft mit einem Pick and Roll beginnt, aus dem die Telekom Baskets Bonn entweder direkt abschließen, oder sich kleine Vorteile erspielen, die dann zu meist offenen Würfen führen. Dabei hat das aus der NBA bekannte Effizienzdenken längst in Bonn Einzug gehalten: die Telekom Baskets Bonn erspielen sich vorzugsweise Würfe in der Zone oder von der Dreierlinie und verzichten auf ineffiziente Würfe aus der Halbdistanz.

Mit Saulius Kulvietis verfügen die Telekom Baskets über einen exzellenten Dreierschützen auf den großen Positionen. 40,2 Prozent seiner Dreierversuche trifft der 2,06 Meter-Mann im Schnitt, und das bei einem hohen Volumen von 5,4 Versuchen pro Spiel. Foto: Jörn Wolter // wolterfoto.de

So führen die Bundesstädter die Liga mit 32,9 Dreierversuchen pro Spiel in dieser Kategorie an und verwandeln 11,5 Treffern auch die meisten Dreier pro Spiel. Insgesamt geht das Konzept, Parker Jackson-Cartwright auf möglichst jeder Position mit gefährlichen und willigen Schützen wie Saulius Kulvietis, Skyler Bowlin oder Jeremy Morgan zu umgeben, hervorragend auf. Mit deutlichem Abstand stellen die Telekom Baskets Bonn in dieser Spielzeit die beste Offensive der BBL: 121,6 Punkte erzielt das Iisalo-Team auf 100 Angriffe – ALBA BERLIN als zweitplatzierte Mannschaft liegt hier ganze 5,6 Punkte hinter den Bonnern. So steht den MLP Academics Heidelberg heute eine defensive Herkulesaufgabe bevor. Auch wenn mit Parker Jackson-Cartwright der Dreh- und Angelpunkt der Bonner Offensive ausfällt, ist der Baskets-Kader qualitativ gut genug bestückt um diese Lücke zu schließen, wie zum Beispiel Javontae Hawkins mit eindrucksvollen 35 Punkten im letzten Bonner Spiel gegen Gießen zeigen konnte.

 

 

  • Titelbild: Jörn Wolter // wolterfoto.de
  • Text: Niklas Pempe