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14. Februar 2023

Das Unmögliche und das Mögliche

Die letzten zweieinhalb Wochen waren für die MLP Academics Heidelberg ziemlich anstrengend – am Mittwochabend (20.30 Uhr, live bei MagentaSport ab 20.15 Uhr) gilt es von daher, Kräfte zu mobilisieren, um in der easyCredit Basketball Bundesliga den nächsten Coup landen zu können. Für die Academics wird es das sechste, für die Heimmannschaft der Würzburg Baskets das fünfte Match binnen nur 19 Tagen sein. Eine solche Frequenz an Spielen haben ansonsten Klubs, die an internationalen Wettbewerben teilnehmen. Wer hat also mehr Power vor dem „Top Four“ des MagentaSport BBL Pokals am Samstag und Sonntag in Oldenburg sowie den beiden letzten WM-Qualifikationsspielen der DBB-Auswahl am 24. Februar in Frankfurt gegen die Schweden und am 27. Februar in Finnland?

Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen – so sind die MLP Academics in die letzten drei Spiele gegangen, die gegen die cleveren Kollektive Alba Berlin (86:94), BG Göttingen (81:87) und zuletzt ratiopharm Ulm (84:92) knapp verloren wurden.

Erfolg gegen Würzburg vor zweieinhalb Wochen

Max Ugrai gegen Cameron Hunt beim Hinspiel im SNP dome. (c) Lukas Adler

Der 93:82-Hinrundensieg über die Mainfranken im SNP dome liegt noch nicht lange zurück. Erinnert sei an ein Duell auf Augenhöhe, eine Korbjagd der Läufe, die Heidelberg durch ein zwischenzeitliches 14:2 (von 66:67 auf 80:69) zwischen der 32. und 37. Minute für sich entschied. „Wir haben vor gut zwei Wochen ein sehr gutes Spiel gegen Würzburg gemacht“, sagt der Sportliche Leiter Alex Vogel, „trotz der letzten drei verlorenen Spiele gegen starke Gegner sind wir auf einem guten Weg, wollen unsere positive Entwicklung fortsetzen und nach Möglichkeit mit einem Erfolgserlebnis in die Länderspielpause gehen.“

Der Leistungskurve passt ohne Zweifel bei den Universitätsstädtern, zu verbessern ist lediglich, dass sie sich insbesondere beim baden-württembergischen Rivalen aus Ulm in der Endphase nicht selbst belohnten. „Wir müssen einen Weg für die letzten vier, fünf Minuten finden“, analysierte Tim Coleman noch in der Ulmer Arena, „letztendlich ist es ein Teil unseres Lernprozesses, den wir ins nächste Spiel mitnehmen werden.“ Die Vorstellung konnte sich wirklich sehen lassen. Erst recht, weil der unvorhersehbare Ausfall von Schaltzentrale und Topscorer Eric Washington die Planungen über den Haufen warf.

Iisalo über Washington: „Wir müssen abwarten“

Hinter dem Einsatz von Washington am Mittwoch in der tectake-Arena steht noch ein Fragezeichen. (c) Lukas Adler

Kann der Go-to-Guy der MLP Academics in der tectake Arena wieder auf dem Parkett seine Ballkünste demonstrieren? „Die Chancen stehen fifty-fifty“, meint Headcoach Joonas Iisalo, „er fühlt sich noch nicht gut. Wir müssen abwarten.“ Mit einem gesunden Washington hat Iisalo mehr Variationsmöglichkeiten und den Leader der Mannschaft zurück, auf den die Würzburger ihr Hauptaugenmerk in der Defensive legen. Ohne den formidablen Ballhandler und Tempomacher ist hingegen die Verantwortung bei den „Akademikern“ anders verteilt. In Ulm löste es die Gruppe im Verbund hervorragend – bis vier Minuten vor der Schlusssirene.

„In Würzburg ist es sehr laut“, beschreibt Iisalo die Atmosphäre in der Mehrzweckhalle (Kapazität 3.140 Zuschauer) im Stadtteil Sanderau, „sie bekommen Energie von den Fans.“ Es sei deswegen nötig, ihre Läufe so klein wie möglich zu halten. „Das ist der Schlüssel zum Sieg“, so der Finne klipp und klar. Ansonsten gelten die gleichen Parameter wie beim Heimerfolg am 28. Januar. Joonas Iisalo argumentiert wie unlängst: „Es sind die gleichen Dinge erforderlich – du musst die Rebounds gewinnen und eine exzellente Defense in Eins-gegen-Eins-Situationen spielen.“

Globetrotter Dayon Griffin von den Baskets nachverpflichtet

Dayon Griffin (c) Viktor Meshko

Stanley Whittaker, Cameron Hunt und C.J. Bryce sind unverändert die korbgefährlichsten Akteure des slowenischen Trainer-Dynamos Sasa Filipovski. Den Weggang von Xeyrius Williams (Hapoel Haifa/Israel) haben die Baskets mit der Verpflichtung von Dayon Griffin (27 Jahre, 1,93 Meter) ausbalanciert, wenngleich er keinen Eins-zu-Eins-Ersatz für Williams, sondern eine Ergänzung auf den Guard-Positionen darstellt. Der Amerikaner darf als Wandervogel bezeichnet werden, denn im Laufe seiner Profi-Karriere hat der Mann aus dem Bundesstaat Florida bereits in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Kosovo, in der Ukraine, in Polen, in Griechenland und auf Zypern sein Geld verdient. Zuletzt war er in der Ersten Liga Ungarns bei Szolnoki Olajbanyasz aktiv. In den bisherigen drei Einsätzen für die Mainfranken markierte Griffin im Schnitt 11,3 Punkte und stand knapp 26 Minuten pro Spiel auf dem Feld.

Experten schätzen ihn als typischen Würzburg-Guard ein. Der Basketball-Globetrotter ist für die Academics demnach der große „Unbekannte“, komplettiert freilich die Athletik des Teams, wovon die Schwarz-Roten grundsätzlich leben und dadurch im Rennen um die Playoffs bleiben möchten. Nach dem überraschenden 83:98 in Weißenfels beim MBC sind sie derweil auf den neunten Rang abgerutscht.

Für die Heidelberger geht es als momentanen Tabellen-15. darum, den Sicherheitsabstand zu den Kellerkindern aus Braunschweig, Frankfurt und Bayreuth zu halten. Jeder Auswärtstriumph ist in der gleichwertigen BBL doppelt wichtig. Bisher gelang dies den MLP Academics bei den Rostock Seawolves und den FRAPORT Skyliners.

Academics: Smart verteidigen, überlegt angreifen

Alex Vogel empfiehlt fürs Gastspiel in der Residenzstadt „smart zu verteidigen und offensiv wie bereits beim ersten Aufeinandertreffen Lösungen zu finden“. Einen sehr ähnlichen Duktus wählt Headcoach Iisalo. „Wir müssen einen Weg finden, um wettbewerbsfähig zu sein“, meint der 37-Jährige, der sich leicht besorgt zeigt, was Verletzungen und Krankheiten im Kader anbetreffen, ohne Genaueres verraten zu wollen. Ausreden sind ohnehin nicht das Ding des ambitionierten Trainers. „Wo ein Wille ist, ist ein Weg“, appelliert er an die Mentalität des gesamten Teams.

Courage, Furchtlosigkeit und Power werden die MLP Academics dringend brauchen, um in der Heimatstadt von „Dirkules“ Nowitzki das vermeintlich Unmögliche möglich zu machen.

 

Text: Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medie