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8. Februar 2023

Dampf machen in der Lokhalle

Das Programm ist in der easyCredit Basketball Bundesliga dichtgedrängt. Auf die MLP Academics Heidelberg wartet bereits am Donnerstagabend (19 Uhr, ab 18.45 Uhr live bei MagentaSport) die nächste harte Nuss, die es zu knacken gilt. Beim Tabellensiebten BG Göttingen eröffnen die Academics ihre Serie von vier Auswärtsspielen hintereinander, ehe es bereits am 10. März zum Rückrunden-Heimspielauftritt gegen die Veilchen im SNP dome kommen wird. Grund für die knappe Taktung der beiden Universitätsstadt-Duelle ist die Sperrung der etatmäßigen BG-Heimspielstätte Sparkassen-Arena, die wegen eines Einsatzes zur Kampfmittelbeseitigung nicht zur Verfügung steht. Der Verdacht auf einen Bombenblindgänger rückt dadurch in der Nachholpartie des 16. Spieltages die altehrwürdige Lokhalle wieder in den Blickpunkt. In der historischen Maschinenwerkstatt für Lokomotiven aus dem 19. Jahrhundert, die nach und nach zu einer vielschichtigen Eventlocation in Bahnhofsnähe ausgebaut wurde, richteten die Göttinger ihre Bundesliga-Spiele bereits zwischen 2007 und 2011 aus. Danach bildete das Industrie-Denkmal nur noch punktuell die Kulisse für die Jagd nach Körben.

Akeem Vargas trug letzte Saison das BG-Trikot. (c) Swen Pförtner

Während es für das Heimteam und dessen Fans eine emotionale Wiederkehr sein dürfte, ist es für die Nordbadener in Südniedersachsen eine Auswärtsaufgabe wie jede andere auch. Ein Moment der Erinnerung könnte es allenfalls für vier Protagonisten der Academics sein: „Captain“ Akeem Vargas trug letzte Saison das BG-Trikot, Elias Lasisi und Bennet Hundt agierten in der Saison 2019/2020 gemeinsam in Göttingen und für Heidelbergs Assistenztrainer Hylke van der Zweep (42) war die Stadt um das Wahrzeichen „Gänseliesel“ die erste sportliche Station in Deutschland, zunächst als NBBL-Jugendtrainer und dann als „Co“ des ehemaligen Headcoaches und Landsmannes Johan Roijakkers.

Vogel: „Die positive Überraschung in der BBL“

Alle anderen Academics-Akteure sind nicht weiter vorgeprägt. Beide Teams wollen im ersten Aufeinandertreffen dieser Saison Dampf machen in der Lokhalle. Die letzten Vorbereitungen für die BBL-Begegnung werden am Mittwochabend abgeschlossen, am gleichen Tag reist die Heidelberger Delegation an. „Göttingen ist vielleicht die positive Überraschung in der BBL. Roel Moors und seine Assistant Coaches machen einen herausragenden Job“, sagt Alex Vogel, Sportlicher Leiter und Kaderplaner bei den Academics, „besonders ihr Recruiting im Sommer ist immer wieder eindrucksvoll. Mit Geno Crandell, Harald Frey und Mark Smith haben sie drei sehr starke Guards im Pick-and-Roll, die alle scoren und passen können.“

Joonas Iisalo: „Wir müssen in der Defensive einen sehr guten Job machen.“ (c) cheesy.photo

Joonas Iisalo sieht in den drei Genannten ein Offensiv-Feuerwerk, das es smart zu kontrollieren gilt. Heidelbergs finnischer Cheftrainer sagt vor dem Trip: „Wir müssen kollektiv in der Defensive einen sehr guten Job machen, sie dürfen keine einfachen Drei-Punkte-Würfe oder Abschlüsse am Brett bekommen.“

Der Respekt vor dem Kontrahenten, der einen Playoff-Platz innehat, ist nachvollziehbar und berechtigt. Mit 10:7-Siegen weisen die Lilafarbenen eine positive Bilanz aus. Sie sind im Übrigen auch die einzige Mannschaft, die Ende November Champion Alba Berlin (96:95) schlagen konnte. Und wie Iisalo mit seinem Trainerteam recherchiert hat, verfügt die BG über die drittbeste Effizienz in der Offensive, die zweitbeste Dreierquote (39,2 Prozent) und den viertniedrigsten Fehleranteil in puncto Turnover.

Joonas Iisalo: Göttingen bisher einziger Alba-Bezwinger

Die MLP Academics sind also hinlänglich gewarnt. „Dass sie Alba bezwungen haben, sagt Einiges über ihre Qualität aus“, so Joonas Iisalo. Doch auch die „Riesen vom Neckar“, deutlich verbessert in den vergangenen Spielen, brauchen ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Die Maschine kam gegen Bayreuth, Würzburg und Frankfurt ins Laufen – und phasenweise bewegten sich Washington und Co. selbst gegen die vermeintlich übermächtigen Berliner (86:94) auf Augenhöhe. Die Rädchen im Zusammenspiel der Academics greifen seit geraumer Zeit besser ineinander, das Verhältnis zwischen Angriff und Abwehr wirkt ausbalancierter, Masterplan und Mentalität ergänzen sich in zunehmendem Maße.

Insofern kann sich Heidelberg im „Lokschuppen“ etwas ausrechnen. Oder etwa nicht? „Ich habe nur Storys gehört, dass es richtig laut in der alten Arena zugeht. Hoffentlich wird unsere Leistung sie beruhigen, das ist alles, was ich dazu sagen kann“, so Iisalo über den Faktor Kulisse.

De’Jon Davis wieder eine Option?

De’Jon Davis wieder eine Option. (c) Lukas Adler

Der Headcoach ist froh, dass es in seinem Kader keine Verletzungen oder Wehwehchen gibt. Die Entscheidung, wer von den Importspielern jeweils aussetzen muss, ist nicht ganz einfach. In den letzten Partien erwischte es De’Jon Davis. Iisalos Hauptbeweggrund ist, dass er sich „mehr Geschwindigkeit“ von seiner Formation verspricht. Davis habe vollkommen professionell auf das Votum reagiert und „hart und fokussiert weitergearbeitet“.

Der 24-Jährige, als Power Forward oder Center einsetzbar, kam vor Saisonbeginn von Apollon Patron/Griechenland zu den Academics. Dass die Mannschaft seine Physis und Energie gut gebrauchen kann, ist keine Frage. In seinen bis dato 13 Einsätzen gelangen Davis im Schnitt 9,1 Punkte und 3,6 Rebounds.

Ob wieder mit oder weiter erst mal ohne De’Jon Davis, Hauptaugenmerk werden die Verhinderung eines Göttinger Dreier-Festivals in Alba-Manier, eigene Reboundstärke und generell abfedernde Puffer in der Defensive sein, um den Express der Veilchen zum Stehen zu bringen. Zumal deren deutsche Rotation ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. „Wollen wir bestehen, müssen wir von Anfang an mit dem richtigen Fokus agieren und unsere guten Leistungen aus den vergangenen Spielen bestätigen“, ordnet Alex Vogel das erste von insgesamt vier Auswärtsspielen (Göttingen, Ulm, Würzburg und Ludwigsburg) in Folge ein.

Ex-USC-Center Horst Wolf als aufmerksamer Beobachter

Klar, dass Frank Meinertshagen, der Geschäftsführer der Pro Basketball Göttingen GmbH, vor dem Heimspiel-Doppelpack gegen die MLP Academics und die HAKRO Merlins Crailsheim mehr atmosphärisch denkt und argumentiert: „Die zwei Spiele in der Lokhalle werden ein Highlight für unsere Spieler, Fans und Mitarbeiter – darauf freuen wir uns sehr.“

Ein ehemaliger USCler, Horst „Horscheck“ Wolf (58), wird den Fight besonders aufmerksam verfolgen. Seit knapp drei Jahren ist der gebürtige Amorbacher und langjährige USC-Center für die Sponsorenakquise bei der BG zuständig. Noch so ein Wiedersehen der außergewöhnlichen Art …

 

 

Text: Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien