Aufklappen
11. Dezember 2021

Bonn eine Nummer zu groß

Die MLP Academics verlieren vor 2.900 Zuschauern bei den Telekom Baskets Bonn und können somit deren Siegesserie nicht beenden. Nach einem guten und couragierten Start übernehmen die Hausherren das Kommando und lassen zu keiner Zeit Zweifel aufkommen, wer das Parkett als Sieger verlassen würde. Skyler Bowlin avanciert mit 24 Punkten bei 5/6 Dreiern zum Mann des Abends. Erstmals können die Academics kein einziges Viertel für sich entscheiden.

Als der Spielplan der easyCredit BBL rauskam, war Frenki und Co sofort klar, dass man die wertvollen Siege gegen den Abstieg insbesondere an den ersten Spieltagen würde einfahren müssen. Dieser Plan ging bei überragenden vier Siegen aus fünf Spielen gänzlich auf. Diese Siege dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man in die meisten Partien als Underdog starten würde. Freilich mag der ein oder andere die Hoffnung gehabt haben, dass vielleicht mehr als nur der Kampf um den Klassenerhalt möglich sei. Schließlich ließ sich auch der damalige Coach von Brose Bamberg, Johan Roijakkers, vor dem Spiel gegen Heidelberg zu der Aussage hinreissen, dass er davon ausgehe, dass Heidelberg um das Heimrecht für die Playoffs würde kämpfen können.

Die Sache mit der Erwartungshaltung

Dass dem nicht so sein würde, war den Verantwortlichen der Academics zu jedem Zeitpunkt klar. In diversen Meetings mit der Mannschaft und auch in anderen Gesprächen wurde immer wieder betont, dass auch eine Niederlagenserie von fünf oder mehr Niederlagen möglich sei. Dennoch fühlt es sich nicht gut an, wenn man über Wochen hinweg kein einziges Erfolgserlebnis feiern kann. Verstärkt wird dieses Gefühl durch die Tatsache, dass der gestreckte Zeitplan dazu beiträgt, dass es nicht nur die Summe der Niederlagen ist, die an den Nerven zehrt, sondern auch der Zeitraum. Der letzte Sieg liegt schließlich anderthalb Monate zurück.

Findet langsam besser ins Team, Keith Wright (Foto: Lukas Adler)

Die gute Nachricht an der Stelle ist sicherlich, dass die Moral der Mannschaft intakt ist. Mangelnden Einsatz oder Kampfgeist ist nicht auszumachen, weshalb es gilt, weiter hart zu arbeiten und die Schwachstellen anzugehen. Dass dabei Siege gegen die kommenden Gegner Alba Berlin und ratiopharm Ulm herausspringen, ist zwar unwahrscheinlich. Die Mannschaft wird jedoch auch in diesen Partien alles tun, um eine Siegchance zu haben.

Zum Spiel

Das Spiel startete mit dem wohl schnellsten Korberfolg der laufenden Saison, bei welchem Jordan Geist vom eigentlich gewonnen Sprungball von Leon Kratzer profitierte, da dieser den Ball so weit ins Rückfeld tippte, dass Geist direkt per Korbleger einnetzen konnte. Scheinbar beflügelt von diesem Blitzstart, gelang es den Gästen sich bei den Favoriten Stück für Stück abzusetzen. Beim Spielstand von 14:6 (5. Minute) hatten sich alle fünf Akteure auf Heidelberger auf dem Scoreboard verewigt und der Coach der Gastgeber, Tuomas Iisalo die Faxen dicke. Nachdem er schon früh den Bonner Starspieler Parker Jackson-Cartwright ausgewechselt hatte, bat er seine Jungs nun sichtlich genervt zum Gespräch.

Die Auszeit schien zu fruchten. Wie schon einige Male in der laufenden Spielzeit kassierten die Gäste einen verheerenden Lauf, bei welchem insbesondere die Verteidigung nicht auf der Höhe schien. Zehn unbeantwortete Punkte sorgten dafür, dass die Nordrhein-Westfalen selbstbewusst und mit einer 22:17 Führung im Gepäck in die erste Viertelpause gingen. Das Bild wandelte sich auch im zweiten Viertel kaum. Ärgerlich sicherlich die Tatsache, dass die Treffgenauigkeit von Jackson-Cartwright und co keineswegs beeindruckend war. Allerdings gelang es den Akademikern nicht, die Abpraller einzusammeln und gewährten ihren Gegnern somit ein ums andere Mal zweite Chancen.

Der Gegner dominiert das Geschehen

Beim Blick auf den finalen Boxscore mag man argumentieren, dass die Heidelberger lediglich ihre Würfe nicht getroffen haben – eine 18% Dreierquote würde diese Behauptung untermauern – jedoch greift diese Argumentation zu kurz. Beim 38:46 Rückstand zur Halbzeit waren die Wurfquoten auf Heidelberger Seite nämlich besser als die der Hausherren. Allerdings gesellte sich zur Reboundunterlegenheit eine ungewohnte Unsicherheit im Umgang mit dem Ball. Das Ergebnis: Bonn hatte bereits zur Halbzeit 12 Wurfversuche mehr auf dem Konto.

Mehr denn je gilt: zusammenhalten! (Foto: Lukas Adler)

 

Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt. Die Bonner spielten ihren Stiefel routiniert und gekonnt herunter und gefühlt jedes Mal, wenn die Partie doch noch spannend werden zu drohte, versenkte der stark aufgelegte jedoch auch oftmals sträflich freistehende Skyler Bowlin einen Dreier oder Mitteldistanzwurf. Die Partie endete mit einem auch in der Höhe verdienten 70:87, was gleichbedeutend mit der bislang höchsten Niederlage der Saison ist.

Letzten Endes dürften sich alle einig sein, dass es kein Beinbruch ist, bei zu Hause ungeschlagenen Bonnern zu verlieren. Die Höhe des Ergebnisses spielt ebenso eine eher zweitrangige Rolle. Entscheidend wird sein, wie die Mannschaft die Misserfolge verdaut und welche Entwicklung sie in den kommenden Spielen zeigt.

Die Stimmen zum Spiel

Frenki Ignjatovic

„Wir hatten heute Chancen, das Spiel noch zu drehen. Aber immer dann, wenn sich die Chance bot, haben wir nicht getroffen. Bonn hat dagegen überragend getroffen. Das ist der Grund, wieso Bonn in der Tabellenspitze steht und wir gegen den Abstieg spielen. Mit Blick auf unsere Dreierquote, vier von 22, ist es eine verdiente Niederlage. Ohne eine bessere Quote geht es nicht. Auch ein Blick auf die Plus-Minus-Statistik zeigt, dass du damit kein Spiel gewinnst. Auch wenn wir mit Parker Jackson-Cartwright einen MVP-Kandidaten gut kontrollieren konnten, ist dann ein Skyler Bowlin explodiert und auch Mike Kessens hat ein gutes Spiel gemacht.“

Tuomas Iisalo

„Unser Spiel war wie unsere Trainingswoche: sehr inkonstant. Wir waren zu Beginn nicht bereit für dieses Spiel. Das hängt damit zusammen, dass bei uns ein paar Schlüsselspieler nicht trainieren konnten. Die zwei schlechtesten Dinge, die einer Mannschaft passieren können, sind, dass man entweder viel gewinnt oder viel verliert. Durch die Siege haben wir unser Gefühl für Dringlichkeit verloren. Daher hat uns zu Spielbeginn der Handlungsdruck gefehlt. Das ist uns auch gegen Oldenburg passiert. Aber unsere Mannschaft hat reagiert, immer weitergekämpft und am Ende ein solides Spiel mit guter Verteidigung gespielt, wenn wir die Transition-Punkte von Heidelberg mal außen vorlassen. Die Unterschiede über Sieg und Niederlage sind oft so klein, dass wir uns das Leben sehr schwer machen, wenn wir nicht von Beginn an bereit sind.“