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4. Februar 2018

Am Ende fehlt wenig zum Sieg

Die MLP Academics Heidelberg haben das Spiel gegen die Crailsheim Merlins 95:99 verloren. Gegen die exquisite Offensivmaschine aus Hohenlohe zeigten die Kurpfälzer eine kämpferisch starke Leistung.

Die MLP Academics starteten schlecht ins Spiel. Bereits im ersten Angriff kassierten sie ein Dreipunktspiel des Crailsheimers Sherman Gay, der auch wenige Sekunden später erfolgreich verwandelte. Nachdem auch Frank Turner einen Fastbreak erfolgreich verwandelte, bat Frenki Ignjatovic zu seiner ersten Auszeit. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich seine Mannschaft regelrecht von den Gästen überrennen lassen (0:7, 2. Spielminute). Nach der Neujustierung des serbischen Übungsleiters klappte es für die Heidelberger schon besser. Das Team arbeitete sich regelrecht ins Spiel. Dennoch konnte auch die kämpferische Leistung nicht über die Qualität der Gäste hinwegtäuschen, die ihrerseits mehrfach zeigten, zu was sie im Stande sind. Die Merlins trafen gute Entscheidungen, ließen den Ball laufen – und kamen zu zahlreichen guten Würfen, welche sie erfolgreich verwandelten. Dennoch mussten die Hausherren vorerst nicht abreißen lassen, denn dank eines Distanztreffers von Albert Kuppe und eines Korblegers von Shy Ely war das Team zum Viertelende wieder dran (18:22, 10.).

 Der Rückstand schmolz zwar aufgrund zweier Freiwürfe von Niklas Ney etwas, doch Michael Cuffee verdeutlichte direkt im Gegenzug, welches Team an diesem Abend das offensiv talentiertere war. Der US-Amerikaner versenkte einen Dreier und beendete die kurze Heidelberger Aufholjagd. Auffällig war zu diesem Zeitpunkt jedoch, dass nicht mehr das Tempo der Crailsheimer spielbestimmend war, sondern der strukturierte Aufbau der MLP Academics. Da der Versuch der Gäste etwas davon zuziehen misslang, knabberten die Heidelberger Stück für Stück am Rückstand. Am lautesten gefeiert war dabei der nächste Treffer von Kuppe: Der Kapitän vollendete einen Fastbreak mit einem erfolgreichen Dreier – und zwang die Crailsheimer dadurch zur Auszeit. Zwar kamen die Hausherren auch im Anschluss daran mehrfach ins Laufen, die Merlins leisteten sich vorerst aber nicht genug Fehler, sodass die Heidelberger das Spiel nicht drehen konnten (41:46, 20.).

Kämpferisch eine Eins

Wie bereits in der ersten Halbzeit misslang den Hausherren auch der Start gründlich. Ignjatovic sah sich erneut zu einer Auszeit gezwungen. Die Kopie war diesmal jedoch schlechter als das Original, sodass die Heidelberger etwas abreißen lassen mussten. Einmal mehr waren es die besten Merlins-Akteure, Michael Cuffee und Sherman Gay, die ihr Team anführten. Die beiden US-Amerikaner erledigten ihre Aufgabe so gut, dass Crailsheim nun zweistellig in Front lag (50:62, 25.). Dennoch entschied sich das Spiel zu diesem Zeitpunkt nicht. Die MLP Academics kämpften weiter verbissen – und waren im bewährten Small-Ball-Line-Up wieder ein unangenehmer Gegner. Diese Formation war jedoch nicht ausschließlich aus freien Stücken gewählt: Martin Seiferth verletzte sich in der ersten Halbzeit. Auch ohne ihren Starting Center verdienten sich die Heidelberger einige Freiwurfpunkte und blieben damit im Spiel. Aufgrund eines Palm-Floaters war man nun sogar wieder dicht dran.

Foto: Ein Bild mit Symbolcharakter: Die Heidelberger bemühten sich redlich, in den entscheidenden Momenten hatten jedoch Michael Cuffee und die Crailsheimer die Finger dazwischen. Foto: Alfred Gerold.

Angeführt von Niklas Würzner starteten die Hausherren fokussiert in den Schlussabschnitt. Da nun nicht nur sie, sondern auch die Mehrheit der 950 Zuschauer an den Sieg glaubte, entwickelte sich eine Atmosphäre, die sich diesem Spitzenspiel als würdig erwies. In dieser emotionalen Schlussphase konnte Michael Cuffee jedoch nicht mehr mitwirken. Er kassierte zum Beginn des vierten Viertels sein fünftes Foul. Obwohl sich die Chance bot, schafften es die MLP Academics nicht, den Bock umzustoßen. Gleich drei Gelegenheiten zum Ausgleich blieben ungenutzt. Die Bestrafung ereilte den Tabellenvierten dann auf dem Fuß. Frank Turner, Martin Bogdanov und Michael Smith fügten mit ihren Treffern den Hausherren drei vermeintlich vorentscheidenden Nackenschläge zu. Obwohl der Kräfteverschleiß nun sichtbar war, gaben sich die Heidelberger noch immer nicht geschlagen. Sie ließen alles auf dem Feld – auch als Sebastian Herrera einen Dreier versenkte und damit wieder auf +10 stellte. (80:90, 38.). Letztlich entschied genau diese Trefferquote von jenseits der 6,75-Meter-Linie das Spiel. Denn in der 39. Minute versenkte Konrad Wysocki den Dagger.

Die restlichen Sekunden des Spiels waren dann zwar noch intensiv, am Spielausgang änderten sie aber nichts mehr, sodass die Mannschaft nach einem tollen Fight, der Werbung für den Sport war, ohne Belohnung blieb. Nach dem sehenswerten aber nicht erfolgreichen 95:99 soll es diese Belohnung nun in den anstehenden Spielen gegen die Konkurrenten auf Augenhöhe geben. Nach dem heutigen Spiel weiß die Mannschaft, dass sie mit einem gesunden Selbstvertrauen in diese Spiele gehen darf.

Statement und Stats

Tuomas Iisalo: „Es war ein harter Fight, beide Teams haben viele Fehler gemacht, das war heute nicht schön. Wir haben Shy, Palm und Kuppe sehr, sehr viel erlaubt. Die Sache die aber unakzeptabel ist, sind unsere Turnover. Es ist ein kleines Wunder, dass wir das Spiel dennoch gewonnen haben. Heidelberg kann Sachen gut zu Ende bringen. Heute haben sie uns mit dem kleinen Line-Up mit McGaughey vor eine große Herausforderung gestellt, die wir erst sehr spät lösen konnten. Ich bin wirklich froh, dass wir gewonnen haben.“

Frenki Ignjatovic: „Zuerst einmal gratulierte ich Tuomas und seiner Mannschaft zum verdienten Sieg. Selten kann man ein Spiel gewinnen, wenn man 15 Rebounds weniger als der Gegner hat. Wir hatten wenig Vorbereitungszeit auf das Spiel heute, hatten am Mittwoch ein schweres Spiel in Köln. Das hat uns heute sicherlich ein bis zwei Prozent gekostet. Das Hinspiel in Crailsheim war eines der schlechtesten Spiele der Saison… Ich hasse diese Spiele, in denen man nichts verlieren kann. Man kann immer etwas verlieren. Leider starten wir schlecht in die erste und zweite Halbzeit. Da waren die Chancen auf jeden Fall da. Durch die Verletzung von Martin haben wir das kleine Line-Up heute lange spielen müssen. Das spielen wir gerne, heute mussten wir das aber öfter und länger. Dadurch kommt Gay zu seiner sehr guten Quote. Cuffee hat zudem wirklich gute Würfe getroffen. Ein Spitzenteam wie Crailsheim dann zu 20 Turnover zu zwingen ist gut, auch deshalb habe ich kein Problem mit weiteren Playoff-Spielen gegen Crailsheim. “

Für Heidelberg spielten: Eric Palm 20 Punkte, Evan McGaughey 20/8 Rebounds, Shy Ely 18, Albert Kuppe 13, Niklas Würzner 9, Niklas Ney 8, Jaleen Smith 4, Lukas Rosenbohm 2, Martin Seiferth 1 und Lennart Steffen.

Für Crailsheim spielten: Sherman Gay 26 Punkte/9 Rebounds, Michael Cuffee 18, Frank Turner 11/7 Assist, Sebastian Herrera 10, Martin Bogdanov 8, Philipp Neumann 8, Chase Griffin 6, Michael Smith 5, Konrad Wysocki 3, Michael Jost 2 und Patrick Flomo 2.