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26. April 2023

Erstklassige Vorstellung der MLP Academics in Bayreuth

Ausgezeichnet: Wieder gab’s ein Offensiv-Feuerwerk der MLP Academics Heidelberg vor 2.305 Zuschauern bei medi Bayreuth. Am Mittwochabend brachten die „Jungs vom Neckar“ in der easyCredit Basketball Bundesliga ein Match mit einigen Widrigkeiten über die Bühne, das endgültig den Abstieg für die Oberfranken besiegelte. Die Heidelberger hatten das Ticket fürs dritte Bundesliga-Jahr bereits vor der Partie gelöst, weil sie sich im Laufe der Spielzeit 2022/2023 erheblich steigern konnten und nun eine weitere erstklassige Vorstellung draufpackten. Beim 96:102 (24:24, 15:25, 31:30, 26:23) aus Bayreuther Sicht war der kleine, feine Unterschied erkennbar. Während die Hausherren in mehreren Szenen unglücklich agierten, demonstrierten die Iisalo-Schützlinge ihre Resilienz, Festigkeit und Zuverlässigkeit im Offensivbereich. Immer wenn es kritisch zu werden drohte, fanden sie eine Lösung und netzten kaltschnäuzig ein. Saisonerfolg Nummer 13 sollte alles andere als ein Spaziergang für die Gäste sein, denn Bayreuth wollte die Minimalchance unbedingt wahren und den bitteren Absturz nach 13 Jahren Erstligazugehörigkeit verhindern.

Vor dem Team von Headcoach Mladen Drijencic, der erst vor zweieinhalb Monaten ein ziemlich verunsichertes Team übernahm, kann man nur den Hut ziehen. Super wie sich das Kollektiv gegen das vermeintlich Unvermeidliche aufbäumte. „It ain‘t over till the fat lady sings“ – diesen Spruch, der aus der Welt der Oper stammt und dem Zyklus „Der Ring des Nibelungen“ und dem Erscheinen der „dicken Dame“ und Walküre Brünnhilde zugeordnet wird, schien medi für sich in der Stadt von Richard Wagner verinnerlicht zu haben.

Kapitän Bastian Doreth: Bayreuth „darf nicht sterben“

Eric Washington und Co brachten die zwei Punkte souverän nach Heidelberg. (c) Lukas Adler

Freilich scheiterte der basketballerische Traditionsstandort, der laut Kapitän Bastian Doreth „eine neue Identität entwickeln soll und nicht sterben darf“, nicht am 26. April gegen die MLP Academics, sondern zuvor bei vielen Spielen und dank einiger knappen Niederlagen, darunter auch das 101:107 nach zwei Verlängerungen im Hinspiel am 15. Januar im SNP dome. „Wir haben nochmals alles gegeben“, sagte Mladen Drijencic gefasst, „aber wir haben einfach zu viele Chancen in der gesamten Saison liegen lassen.“

Stolz wie „Bolle“ konnte hingegen Heidelbergs Cheftrainer Joonas Iisalo gemeinsam mit seinen Assistenten Hylke van der Zweep und Serena Benavente sein. Die Anreise mit dem Teambus wurde wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf den Straßen zum Vabanquespiel. Erst eine halbe Stunde vor dem Sprungball traf der Tross der MLP Academics in der Oberfrankenhalle ein. Ein schlechtes Omen? Von wegen. Eric Washington und Co. spulten dennoch souverän und nervenstark ihr Pensum ab, ließen sich selbst von einem alles überragenden Otis Livingston II nicht bezwingen, der mit 38 Punkten die BBL-Saisonbestmarke des phantastischen Bonner Playmakers TJ Shorts II egalisierte.

Die Partie mutierte zunehmend zur Party

Ein entscheidender 12:o-Lauf brachte den Academics zur Pause einen entscheidenden Vorteil. (c) Lukas Adler

Es war vorzüglich, wie sich die Heidelberger im zweiten Viertel und bis zum 39:49 zur Pause den entscheidenden Vorteil mit einem Lauf (12:0!) verschafften und fast alle energischen Versuche der Einheimischen, diesem Fight in der Folgezeit eine Wende zu geben, aushielten und im Endeffekt clever abwehrten. Zuweilen bot das x-te Endspiel der Wagnerstädter Entertainment pur. Der Fast-Mittellinien-Dreier von Jack McVeigh zum 24:24 war solch ein Beispiel. Vor allem aber die Aktionen von Eric Washington, der mit Dribblings, Tempo- und Richtungswechseln Routinier Bastian Doreth in die Verzweiflung eines verdutzten Verteidigers trieb, und die Mentalität sowie Vollstreckerqualitäten des erwähnten Livingston II sorgten dafür, dass eine für Bayreuth „überlebensnotwendige“ Partie zusehends zur spektakelreichen Party mutierte.

Das 31:30 im dritten Viertel dokumentierte das beidseitige Wurffestival am plakativsten. Dreier am Fließband – hüben wie drüben. Eine Offensivwelle nach der anderen rollte übers Parkett. „Es war ein hartes Spiel – es hätte vom Ergebnis her in beide Richtungen gehen können“, meinte Washington über die Gründe für den vierten Auswärtserfolg, „wir haben viel Vertrauen ineinander, bleiben bei der Sache und als Gruppe zusammen.“

Weitere drei Basketball-Feste folgen

Es herrschten unterschiedliche Gefühle gestern auf dem Spielfeld. (c) Lukas Adler

Im Schlussabschnitt kam der deutsche Champion von 1989 bedrohlich nahe, sogar nach einem Assist von Otis Livingston II und einem energisch erzielten Korb zum 91:95 (38.) des 21-jährigen Modellathleten Sasha Grant in unmittelbare Schlagdistanz. Mehr als ein Hoffnungsfunke war’s indes nicht, da dieser mit einem trockenen Dreier von McVeigh sowie vier sicher verwandelten Freiwürfen von Washington und Elias Lasisi buchstäblich verglühte.

Nach dem 96:102 brauchte man nur in die Gesichter zu schauen, um die unterschiedlichen Gefühle der Bayreuther und Heidelberger zu identifizieren. Tristesse hier, Fröhlichkeit dort.

Bei den Academics folgen nun für Team, Fans, Helfer und Verantwortliche weitere ungezwungene Basketball-Feste: An diesem Sonntag (15 Uhr) gegen den MBC im SNP dome, am 4. Mai beim FC Bayern München und zum Schluss am 7. Mai gegen die Niners Chemnitz. Erstklassige Gelegenheiten also, um eine ereignisreiche Bundesliga-Saison adäquat und höchst ambitioniert abzurunden.

 

Stimmen zum Spiel:

„Ich bin wirklich sehr stolz auf meine Mannschaft! Wir hätten viele Entschuldigungen finden können, um hier heute nicht gut aufzutreten, denn wir standen eine Ewigkeit im Stau und kamen mit extremer Verspätung hier an. Die Professionalität, inklusive unseres Staffs, die wir heute an den Tag gelegt haben, ist mehr als bemerkenswert. Ich bin sehr stolz darauf, wie wir heute aufgetreten sind und diese Aufgabe angingen. Schon im Bus fingen die Spieler an sich vorzubereiten, das zeigt wirklichen Einsatz und dafür bekommen sie morgen auch einen Tag frei als Belohnung.“ – Joonas Iisalo, Headcoach der MLP Academics

„Herzlichen Glückwunsch an Coach Iisalo und seine Mannschaft. Sie zeigten heute wirklich großen Charakter. Sie saßen fünf Stunden im Bus, kamen raus und dominierten uns in der ersten Halbzeit, das ist sehr bemerkenswert. Sie trafen auch immer wieder die richtigen Entscheidungen, das zeigt, wie gut die Teamchemie und die Coachingarbeit ist – das ist großartig. Um auf uns zu kommen: Wir haben in der ersten Halbzeit nicht genug investiert. Mit dieser fehlerhaften Verteidigung, diesen Abstimmungsfehlern, darf man nicht in solch eine entscheidende Partie gehen. Wir haben in der ersten Halbzeit 49 Punkte kassiert und nur fünf Fouls begangen, das geht so nicht! Das ist absolut inakzeptabel, dafür wurden wir auch bestraft und haben dieses Spiel verdient verloren. Wir arbeiten ständig hart an unseren Abstimmungen, aber leider trifft die Mannschaft immer noch falsche Entscheidungen oder vergisst Scouting-Informationen und die Gegner nutzen das, auch heute mit 102 Punkten, gnadenlos aus. In der zweiten Halbzeit haben wir auch Fehler gemacht, aber immerhin passte jetzt unser Energie-Level. Die Intensität war jetzt auf einer ganz anderen Ebene und deswegen waren wir auch konkurrenzfähig. In dieser Phase verließ uns leider etwas das Glück und es war eher auf der Heidelberger Seite, die schwierige Würfe trafen oder unter Zeitdruck wichtige Punkte erzielten, während wir einfache Dinge unter dem Korb liegen ließen. Am Ende müssen wir einsehen, dass wir heute selbst unser Schicksal besiegelt haben.“ – Mladen Drijencic, Headcoach von medi Bayreuth

 „Den Vorteil haben wir uns in der ersten Halbzeit erarbeitet und danach konstant weitergemacht. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen, wissen genau, wer gut werfen, verteidigen oder zum Korb ziehen kann.“ – Eric Washington von den MLP Academics

 „Ich fühle mich schlecht, denn meine Mannschaft hat verloren. Der Verein in Bayreuth hat sehr viel Tradition, wir hätten den Abstieg verhindern können. Für unsere erste Halbzeit und unsere lückenhafte Verteidigung gegen die Academics gibt es keinerlei Entschuldigung.“ – Otis Livingston II von medi Bayreuth

 

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Eric Washington 24 (1 Dreier), Max Ugrai 15 (3), Elias Lasisi 12 (2), Jack McVeigh 12 (4), Shy Ely 11 (1), Bryan Griffin 11, Vincent Kesteloot 6, Akeem Vargas 6 (2), Bennet Hundt 5 (1), Felix Edwardsson, Lukas Herzog (DNP), Niklas Würzner (DNP).

Medi Bayreuth: Otis Livingston II 38 (4), Sasha Grant 15 (1), Ahmed Hill 11 (2), Jackson Rowe 11 (2), Kay Bruhnke 8 (2), Kalif Young 8, Bastian Doreth 3 (1), Nat Diallo 2, Kresimir Nikic (DNP), Florian Kämpf (DNP).

 

 

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien

Zuschauer:innen: 2.305
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft