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19. April 2023

Die Towers Hamburg bleiben der Angstgegner der MLP Academics

Zwei total unterschiedliche Halbzeiten gab es am späten Mittwochabend zwischen den Veolia Towers Hamburg und den MLP Academics Heidelberg in der easyCredit Basketball Bundesliga zu sehen. Am Ende hatten die Hanseaten beim engen 90:86 (24:23, 26:27, 17:13, 23:23) den längeren Atem, schafften es, den gefährlichen Distanzwerfern der Kurpfälzer die Sicherheit zu nehmen und besaßen in einigen Situationen der Crunchtime das Quäntchen Glück, das man in kritischen Momenten braucht. Damit riss die jüngste Erfolgsserie der MLP Academics. In der zweiten Halbzeit liefen die Gäste ständig einem Rückstand hinterher, erst ein Dreier zum 84:86 von Vincent Kesteloot 48 Sekunden vor Schluss schien Hamburg nochmals ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Doch es reichte für Washington und Co. nicht ganz.

„Ich bin super, super, super happy“, sagte der Hamburger Headcoach Benka Barloschky nach der umkämpften Partie, „weil wir mit den Hacken auf der Dreierlinie verteidigt haben. Im drittel Viertel konnten wir Heidelberg auf 13 Punkte halten und da sind wir auf die Siegerstraße eingebogen.“ Den Towers fiel vor 2.713 Zuschauern in der edel-optics.de Arena ein tonnenschwerer Stein vom Herzen. Mit dem elften Saisonerfolg dürften die Hafenstädter den Rettungsanker zum Ligaverbleib ausgeworfen haben. Der von ihnen ausgerufene „Start in die Endspielserie“ ging als Kompass schon mal in die richtige Richtung.

Hylke van der Zweep springt für Joonas Iisalo in die Bresche

Hylke van der Zweep übernimmt den Job on Joonas Iisalo an der Seitenlinie. (c) Lukas Adler

Die „Jungs vom Neckar“ begannen an der Elbe fokussiert. Trotz des Fehlens von Cheftrainer Joonas Iisalo, der als frischgebackener Vater aus familiären Gründen in Heidelberg und Leimen zurückblieb, trotz des krankheitsbedingten Ausfalls von Center Bryan Griffin und der nicht ausgeheilten Knöchelverletzung von Niklas Würzner, der die Mannschaft vor Ort emotional unterstützte. Die Abläufe stimmten zunächst genauso unter der Regie des Assistenztrainers und Positivdenkers Hylke van der Zweep – die Academics traten selbstbewusst, willensstark und zielorientiert auf, scorten hochprozentig und ließen sich von der Physis der Barloschky-Schützlinge nicht weiter beeindrucken.

Vor allem der Start ins zweite Viertel verlief spektakulär. Vier Dreier von Jack McVeigh, Eric Washington und zweimal Elias Lasisi brachten die Mannschaft mit 35:29 (13.) in Front. In einer Auszeit wies Barloschky seine Korbjäger darauf hin, die Verteidigungsstrategie zu ändern, die Heidelberger eng und kompromisslos an der Dreierlinie zu verteidigen und sie stattdessen lieber zum Korb penetrieren zu lassen. Diese Maßnahme griff spätestens nach einem offenen und unterhaltsamen Schlagabtausch bis zum 50:50 zur Pause.

Völlig anderer Charakter in der zweiten Hälfte

Die Towers steigerten spürbar die Intensität in der zweiten Hälfte. (c) Lukas Adler

Die Towers steigerten spürbar die Intensität rund um die eigene Box, sodass Heidelberg nur noch äußerst sporadisch zu freien Würfen kam, die das Ziel häufiger verfehlten. Gerade Jack McVeigh und Vincent Kesteloot konnten selten offensive Akzente setzen, wohingegen Tim Coleman (20 Punkte, vier Dreier, 11 Rebounds), Eric Washington (20 Punkte, 9 Assists), Max Ugrai (18) und Elias Lasisi (15 Punkte, 5 Dreier) die besten Effizienzwerte erzielten. Die Partie bekam einen völlig anderen Charakter – und dabei gingen die „Türme“ eine Spur entschlossener ans Werk, was sich vor allem bei den Offensivrebounds (17/9) auswirkte. Oft schnappten sich die Gastgeber die zweiten, dritten Bälle am Brett und konnten dadurch ihre körperliche Dominanz geschickt ausnutzen.

In den entscheidenden Szenen bekamen die Academics Anthony Polite (25 Punkte), Yoeli Childs (18, 11 Rebounds), Ryan Taylor (16) und den deutschen Nationalspieler Lukas Meisner (11 Punkte, 11 Rebounds) nicht in den Griff. Wenngleich Max Ugrai und Eric Washington im Schlussabschnitt voll dagegenhielten und alles probierten, um dem Match eine finale Wende zu geben, die Aufholjagd der Heidelberger erfolgte ein bisschen zu spät.

Ein wenig durfte ferner mit dem Schicksalsgott (Coleman verletzte sich tragischerweise vier Minuten vor der Schlusssirene) und hart zu verkraftenden Entscheidungen und Nichtentscheidungen der Referees gehadert werden. Nach Kesteloots erwähntem Anschlusstreffer zum 86:84 beging Anthony Polite ein klares Offensivfoul, das ungeahndet blieb. Der Ball kam über Lukas Meisner zu Ryan Tyler, der wiederum 13 Sekunden vor dem Ende mit seinem Dreier zum vielumjubelten 89:84 den „Knock-out“-Treffer gegen die MLP Academics setzte. Eine bittere Szene in der Crunchtime, an deren Ausgang der Korb von Washington sowie ein verwandelter Freiwurf von Polite nichts mehr änderten.

Sorgen um Tim Colemans Wurfhand

Ein Fragenzeichen steht hinter dem Einsatz von Tim Coleman am Samstag gegen Bonn. (c) Lukas Adler

Will heißen: Hamburg bleibt der Angstgegner von Heidelberg, das seit dem Aufstieg 2021 weiter nach den bisherigen Resultaten (75:81, 76:100, 83:87, 86:90) auf den ersten BBL-Triumph warten muss. Zusätzliche Sorgen bereitet derweil die linke Wurfhand von Tim Coleman. Ob er am Samstagabend (18 Uhr) im SNP dome gegen die Topmannschaft der Telekom Baskets Bonn dabei sein kann, werden die zeitnahen medizinischen Untersuchungen zeigen. Die Reaktion des in Hamburg-Wilhelmsburg besten Akteurs der MLP Academics lässt Schlimmeres befürchten.

 

Stimmen zum Spiel:

„Herzlichen Glückwunsch an Coach Barloschky und Hamburg. Die größten Faktoren der Niederlage waren, dass Hamburg physischer war und das Rebounding dominiert hat. Wir wussten, dass es heute ein schwieriges Spiel wird ohne unseren Big Man. Hamburg hat einfach alles richtig gemacht, sie haben hart verteidigt, Fouls provoziert und die Punkte an der Linie gemacht.“ – Hylke van der Zweep, Coach der MLP Academics

 

„Das Rebounding war heute eine sehr wichtige Statistik für uns, vor allem offensiv. Wir hatten uns vorgenommen, das Rebound-Duell wie auch gegen ALBA Berlin zu gewinnen. Und dann ist es ausgerechnet ein Offensivrebound von Lukas Meisner, der mit der zweiten Chance Ryan Taylor den Ball zupasst und der trifft den wichtigen Dreier und entscheidet das Spiel. Das war ein Big Play, das am Ende den Deckel draufgemacht hat. Ich bin natürlich super happy über den Sieg, da wir auch über lange Strecken unsere defensiven Gameplan umgesetzt haben.“ – Benka Barloschky, Headcoach der Veolia Towers

 

„Ich weiß noch nichts Genaues, aber es sieht eher schlecht aus. Ich werde meine Hand von den Ärzten checken lassen. Manchmal läuft es im Basketball so wie dieses Spiel in Hamburg. Beide Teams haben nach der Halbzeit die Intensität erhöht und die Towers haben ein bisschen mehr als wir getan, besser verteidigt und stärker Rebounds geholt.“ – Tim Coleman von den MLP Academics

 

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Tim Coleman 20 (4 Dreier), Eric Washington 20 (2), Max Ugrai 18 (2), Elias Lasisi 15 (5), Jack McVeigh 5 (1), Vincent Kesteloot 5 (1), Bennet Hundt 3 (1), Akeem Vargas, Shy Ely, Felix Edwardsson, Lukas Herzog (DNP).

Veolia Towers Hamburg: Anthony Polite 25 (1), Yoeli Childs 18, Ryan Taylor 16 (4), Lukas Meisner 11 (2), Harrison Cleary 7 (1), Christoph Philipps 6, Ziga Samar 4, Jonas Wohlfarth-Bottermann 3, Len Schoormann, Michael Kozak, Linus Hoffmann (DNP).

 

Joachim „Jogi“ Klaehn

MLP Academics Heidelberg

Kommunikation und Medien

Zuschauer:innen: 2.713
MLP Academics Heidelberg – Basketball mit Zukunft