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19. Februar 2016

Zweifacher Overtime-Thriller endet mit Niederlage

Die MLP Academics haben ihr Heimspiel gegen die Baunach Young Pikes 90-94 verloren. Am späten Freitagabend sahen die Zuschauer einen nervenaufreibenden, spannenden aber letztlich punktlosen Basketball-Krimi. Am Sonntag gastieren die Heidelberger nun zur Auswärtspartie in Jena.

Vor rund 650 Zuschauern erwischten die MLP Academics den besseren Start. Bis auf Leon Kratzers gewonnen Sprungball – zum Auftakt der Partie – gelang den Baunach Young Pikes nicht viel. Nach drei gespielten Minuten und jeweils zwei Korberfolgen von Bryan Smithson und Hrvoje Kovacevic holte Fabian Villmeter deshalb seine Spieler beim Stand von 8-0 erstmals in die Auszeit. Auch in den nächsten drei Minuten änderte sich am Spielverlauf kaum etwas. Da die Heidelberger durch Center Kristian Kuhn und erneut Smithson weitere Körbe erzielten, führten die Kurpfälzer Gastgeber auch Spielminute sieben deutlich (17-5). Lediglich Daniel Schmidt konnte bei den verletzungsgeplagten Gästen für Akzente sorgen. Dennoch lagen die Young Pikes zum Viertelende nur mit neun Punkten hinten – denn der von Villmeter ins Spiel gebrachte Jordan Dumars überzeugte mit zwischenzeitlich zehn Punkten – und brachte seine Farben zurück ins Spiel.

Im zweiten Spielabschnitt änderte sich das Spielgeschehen und die Führung dann teils mehrfach, denn die Young Pikes waren nun voll da und setzten ihrerseits spielerische Akzente. Tibor Taras und Johannes Thiemann übernahmen die Scoringlast und brachten die Gäste erstmals in Front (30-31, 15.). Doch die soeben erfolgreich erkämpfte Führung blieb nicht lange bestehen, denn die MLP Academics drehten ihrerseits wieder auf und erkämpften sich die Spielkontrolle zurück. Dank mehrerer Punkte von Devin White und dem weiterhin in bester Offensivlaune spielenden Smithson lagen die Gastgeber zur Pause sogar wieder vermeintlich komfortabel in Front (47-38).

Wie auch zu Beginn des Spiels legten die kurpfälzischen Gastgeber auch zu Beginn der zweiten Halbzeit einen offensiven Lauf auf das Parkett. Kristian Kuhns Korberfolg über Daniel Schmidt brachte gar die zwischenzeitliche 10-Punkte-Führung (52-42, 24.). Doch wie auch in der vergangenen Woche brachen die Mannen von Frenki Ignjatovic auch heute im dritten Viertel ein. Nur ein Dreipunktewurf von Max Rockmann fand bis zum Viertelende den Weg in den Korb der Young Pikes. Aufgrund dieser schwachen Ausbeute in der Offensive war es für die Baunacher ein Leichtes, den Vorsprung sukzessive aufzuholen. Möglicherweise wurde das Spiel heute just durch diese Schwächephase verloren, dennoch lagen beide Mannschaften vor dem vierten Viertel gleich auf (55-55, 30.).

 

Großer Einsatz, am Ende jedoch keine Punkte: Kristian Kuhn im Duell mit Leon Kratzer. Foto: Alfred Gerold

Dreifacher Thriller mit Ablauf der Spielzeit

In diesem konnte Devin White dann nicht mehr mitwirken: Der Power Forward musste mit fünf Fouls vorzeitig das Feld verlassen. Letztlich vielleicht die entscheidende Schwächung, denn die Gäste drückten aufs Tempo, trafen wichtige Würfe und setzten die Heidelberger permanent unter Druck. Diesem Druck konnten die MLP Academics bis in die Schlusssekunden standhalten – trotz eines enormen Kraftverlustes und dem scheinbar vorentscheidenden Dreipunktewurf von Arnoldas Kulboka wenige Sekunden vor Schluss, behielt Smithson die Nerven und versenkte beide Freiwürfe. 68-68. Verlängerung!

Johannes Thiemann war spätestens hier der auffälligste Baunacher. Der 22-jährige Kapitän reboundte, punktete und spielte mit großem Willen – und konnte so den ebenfalls foulbedingten Ausfall von Leon Kratzer vergessen machen. Die MLP Academics konnten ihrerseits nur noch auf die Nackenschläge der Franken antworten. Doch während die beiden aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaften nach 45 Minuten wie zwei angeschlagene Boxer wirkten, hatten die Young Pikes den Sieg gegen Ende der Verlängerung schon vor Augen – doch sie hatten die Rechnung ohne Max Rockmann gemacht. Der Heidelberger Guard versenkte seinen dritten Dreipunktewurf des Abends erfolgreich und wenige Sekunden vor dem Ende der Verlängerung im Korb – und versetzte den OSP in ein Tollhaus.

Doch das Tollhaus konnte keinen Sieg bejubeln, sondern nur noch eine weitere Verlängerung, in welcher sich Thiemann und Smithson einen kurzen aber bezeichnenden offensiven Schlagabtausch lieferten. Während Smithson am Ende nicht mehr genügend Akzente setzen konnte und 50 Minuten durchspielte, war Thiemann frischer und abgebrüht genug, um den Sieg für seine Baunacher einzutüten. Der fränkische Power Forward kam am Ende auf 25 Punkte und 13 Defensivrebounds – und sorgte für großen Jubel auf der Gästebank.

Frenki Ignjatovic: „Dieses Spiel hatte viele Wendungen. Wir standen am Anfang sehr gut, haben besonders inside viel zu gemacht. Hatten Bryan in einer Verfassung wie wir ihn die ganze Zeit haben wollten. Dumars trifft viele schwere Schüsse und bringt Baunach dann quasi von null auf 100 zurück ins Spiel. Baunach hatte bis zur Halbzeit eine unglaubliche Dreipunkte-Quote. Es entwickelt sich ein Fight, mit einigen dummen Fouls, aber auch komischen Pfiffen. Dann haben wir leider viele Foulprobleme gekommen, Trent ist verletzt und konnte kaum laufen. Mit etwas Glück gehen dann die Schüsse am Ende rein – das haben wir leider nicht. Nach diesen zwei Wochen wird es schlaflose Nächte und Ärger geben. Auch ich habe Fehler gemacht und es tut mir für die Mannschaft weh. Richtig, richtig schwere Niederlage – genauso wie letzte Woche.“

Fabian Villmeter: „Vor diesem Spiel hatten wir auswärts diese Saison große, große Probleme. Wir freuen uns sehr und sind froh, diese zwei Punkte mitnehmen zu können. Wir hatten in einigen Phasen der Partie Schwächephasen, waren dann am Ende aber doch da. Es wirkte wie zwei angeschlagene Boxer. Ich kann meiner Mannschaft nur gratulieren und auch Heidelberg für diesen tollen Fight beglückwünschen.“

Für Heidelberg spielten: Bryan Smithson 31 Punkte/11 Assists, Hrvoje Kovacevic 15, Kristian Kuhn 15, Albert Kuppe 9, Max Rockmann 9, Devin White 7, Trent WIedeman 2, Christoph Rupp 2 und Niklas Würzner.

Für Baunach spielten: Johannes Thiemann 25/13 Rebounds, Tibor Taras 20, Jordan Dumars 19, Daniel Schmidt 9, Dino Dizdarevic 5, Leon Kratzer 3 und Matthias Fichtner.

Sonntag gastieren die Heidelberger in Jena

Bereits übermorgen treten die MLP Academics erneut zu einem Pflichtspiel an: In Ostthüringen wartet auf die Heidelberger beim Gastspiel in der Sparkassen-Arena eine äußerst schwere Herausforderung. Science City Jena ist Tabellenzweiter, in heimischen Gefilden noch ungeschlagen und einer der absoluten Aufstiegsfavoriten der ProA. Angeführt von Head Coach Björn Harmsen spielen die Jenaer Korbjäger eine bärenstarke Saison und schlugen (quasi) alles was sich ihrem Lauf in den Weg stellte – lediglich bei den Oettinger Rockets Gotha , den Hamburg Towers und RASTA Vechta ließ Jena Federn. Während das Team im Parallelspiel am Freitagabend auswärts beim ärgsten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg – Rasta Vechta – antrat und eine Woche später beim Tabellendritten aus Kirchheim gastiert, gilt der Heimauftritt gegen Heidelberg für die Basketballer aus der Lichtstadt als Pflichtaufgabe. Fehlen wird dabei Marcos Knight, der spätestens durch seinen Abgang deutschlandweit bekannt gewordene Shooting Guard verließ die Kurpfalz zu Beginn des Jahres gen Jena und ist aufgrund der Ablösemodalitäten nicht spielberechtigt. Dennoch ist Harmsens Kader selbstverständlich sowohl qualitativ als auch quantitativ mehr als breit aufgestellt. Wie es sich für ein Topteam gehört, wird auch beim Tabellenzweiten die Scoringlast auf zahlreiche Schultern verteilt. Nur zwei Spieler punkten im Durchschnitt zweistellig (Knight 14,3 und Immanuel McElroy 12,6) – doch weitere sechs Spieler spielen ebenfalls maßgebliche Rollen, kommen mindestens auf 18 Minuten Spielzeit pro Partie und erzielen jeweils zwischen 6,0 und 9,6 Punkten.

Die MLP Academics vertrauen ihrerseits darauf, dass im ungleichen Aufeinandertreffen zwischen David und Goliath der Erfolgsdruck ganz bei Science City Jena liegt und man selbst dies ausnutzen möchte. Auch wenn ein Überraschungserfolg mehr als unwahrscheinlich ist, will man alles geben und dem vermeintlichen Aufsteiger über 40 Minuten einen engen Kampf liefern. Vielleicht hat man so kurz vor Ende des Spiels die Möglichkeit, den Favoriten zu überraschen.

Infos:

Science City Jena vs. MLP Academics Heidelberg

Sonntag 21.02.2016, Tipp-Off 17.00 Uhr, Sparkassen-Arena Jena, Keßlerstraße 28, 07745 Jena.

Lukas Robert