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5. März 2016

MLP Academics verpassen Sensation denkbar knapp

ProA-Ligist MLP Academics Heidelberg hat sein Auswärtsspiel bei RASTA Vechta 67-72 verloren. Gegen den turmhohen Favoriten reichte eine couragierte und vor allem in Halbzeit eins gleichwertige Leistung nicht zum Sieg. Die Aufholjagd in Viertel vier blieb unbelohnt.

Die Basketballer der MLP Academics gingen in die Partie im Niedersächsischen Vechta als absoluter Außenseiter. Nach der 46-75-Niederlage im Hinspiel erwarteten wohl nur die wenigsten Beobachter einen solch gleichwertigen Schlagabtausch.

Bereits in den ersten drei Spielminuten zeigten die Heidelberger, dass sie keinesfalls den Sieg herschenken wollten. Die kleine, aber vorhandene, Chance auf einen Erfolg sollte so lange wie möglich erhalten bleiben. Nach vier Sprungwurfpunkten von Max Rockmann und Hrvoje Kovacevic sowie einem krachenden Alley-Oop-Dunk von Devin White hatten spätestens in diesem Moment auch die Fans im Rasta-Dome dies vor Augen geführt bekommen. Heidelberg spielte geschickt und fand immer wieder die richtigen Antworten auf die Korberfolge der Rastafari. Besonders den beiden bereits erwähnten Rockmann und Kovacevic war es zu verdanken, dass am Ende des ersten Viertels gar eine Heidelberger-Führung auf der Anzeigentafel prangte (12-16, 10.).

Auch im zweiten Viertel blieben die Eindrücke vergleichbar: Vechta versuchte viel, doch Heidelberg gelangen die entscheidenden (Defensiv-)Aktionen und auch einige, wenige Korberfolge. Nur magere 12 Punkte konnten die Mannen von Frenki Ignjatovic für sich verzeichnen – doch dies war genug, um auch in die Halbzeitpause mit einem unerwartet engen Ergebnis zu gehen (28-28, 20.). Beim offensivstärksten Team der Liga gelangen nur wenige Offensivaktionen – zum Unmut von Trainer Andreas Wagner, der seine Spieler in der 15-minütigen Halbzeitpause neu ausrichtete und frisch motivierte.

Den dritten Spielabschnitt startete Max Rockmann wie er bereits den ersten Spielabschnitt gestartet hatte: Der Heidelberger Korbjäger versenkte den ersten Angriff der Halbzeit via Sprungwurf im Korb der Vechtaer. Doch während dies in Hälfte eins noch zu einem eigenen, offensiven Lauf geführt hatte, gelang dies zu Beginn dieses Viertels nicht mehr. Die Rastafari waren gewillt, sich die Führung zurück zu holen und den tabellarischen Unterschied auch auf dem Parkett sichtbar zu machen. Innerhalb der folgenden 180 Sekunden gelang dies auch vorerst mustergültig. Ein gemeinschaftlich herausgespielter 11-2-Lauf brachte die Führung und die Hausherren erstmals komfortabel in Front (39-32, 23.). Vier Punkte von Center Kristian Kuhn und Rockmann durchbrachen zwar den ersten Lauf konnten allerdings den nun folgenden zweiten Lauf auch nicht stoppen, sodass Vechta die Führung weiter festigen konnte. Carlos Medlock ließ sieben Punkte folgen – welche die MLP Academics nicht mit einem eigenen Korberfolg beantworten konnten (46-34, 25.) Die Heidelberger waren in diese Phase nicht effektiv genug. Während in den ersten 20 Spielminuten Einsatz und Trefferquote in einem guten Gleichgewicht warten, war nun nur noch die Kampfbereitschaft hoch. Der 55-41-Spielstand zu letzten Viertelpause ließ kaum noch Spekulationen über den Sieger dieser Partie zu. Wer jedoch ebenfalls diese Annahme getroffen hatte, musste dies im folgenden, letzten Spielabschnitt revidieren.

Denn die MLP Academics hatten die Chance auf einen Sieg noch lange nicht aufgegeben. Stück für Stück arbeiteten sich die Kurpfälzer Korbjäger wieder an die Rastafari heran – und hatten überraschenderweise kurz vor Schluss noch die Chance zum Sieg. Nur noch zwei Minuten und 26 Sekunden waren zu spielen, als Niki Würzner einen Wurf von jenseits der 6,75-m-Linie einstreute – und traf. Der Dreier zum 65-56 markierte den endgültigen Sturmlauf der Heidelberger Offensive. Doch dieser wurde nicht von den gewohnten Routiniers angeführt, sondern von den Youngstern der Heidelberger. Zuerst markierte Constantin Schmitt seine ersten beiden Punkte in der ProA, ehe Moritz Nägele, welcher zuvor bereits Schmitt bedient hatte, selbst per Dreier erfolgreich abschloss (67-63, 40.). Doch um die noch verbleibenden 40 Spielsekunden effektiv nutzen zu können, mussten die MLP Academics die Spieluhr stoppen. Was nur durch Fouls gelang. Vechta verwandelte seinerseits die entscheidenden Freiwürfe und konnte sich nach Ablauf der Zeit über den 15. Sieg in Serie freuen. Die Kurpfälzer konnten sich nicht für eine große kämpferische Leistung belohnen und mussten so punktlos die Heimreise antreten. Lediglich die couragierte Partie und die ehrlichen Komplimente der Rastafaris werden die Heimfahrt etwas versüßen können.

Frenki Ignjatovic: „Im großen und ganzen war es ein verdienter Sieg RASTA Vechtas. Mein Team hat heute sehr viel investiert, hat das Spiel lange kontrolliert. Das Spiel hatte zunächst genau den Rhythmus, den wir wollten. Ein Spiel mit wenig Punkten war genau unser Plan. In der 2. Halbzeit ist es uns dann nicht komplett gelungen. Wir haben zu viele zweite Chancen zugelassen. Auch waren die Foulprobleme von Devin White schlecht für uns. Wir hätten ihn länger als 14 Minuten gebraucht, um Derrick Allen und Christian Standhardinger besser zu verteidigen. Dass wir im 4. Viertel noch einmal rangekommen sind, lag an einer schwächelnden Defense der Vechtaer und einiges an Glück in unserer Offense. Es war ein gutes Spiel meiner Mannschaft. Aber: verloren ist verloren. Viele Komplimente darf ich heute unseren jungen Spielern. Ich hoffe, wir können die Intensität von heute auch in den nächste vier Spiele an den Tag legen.“

Andreas Wagner: „Ich bin nicht zufrieden. Mit so einem Heimspiel darf man nicht zufrieden sein. Wir haben in der 1. Halbzeit überhaupt nicht so gespielt, wie wir uns das vorgenommen hatten – hatten kein Tempo in der Partie, waren immer einen Schritt zu spät. Auch haben wir sehr, sehr schlecht verteidigt in den ersten zwei Vierteln. Im 3. Viertel haben wir dann das gemacht, was wir von Anfang an wollten. Nämlich aggressiv verteidigen, vorne den Ball viel bewegen. Da wurde es dann viel, viel besser. Im Schlussabschnitt haben wir es dann wieder einmal schleifen lassen. Das hat aber nichts mit Arroganz zu tun. Wir waren einfach schlecht.“

Für Heidelberg spielten: Hrvoje Kovacevic 14 Punkte, Max Rockmann 11, Kristian Kuhn 9, Trent Wiedeman 9, Bryan Smithson 9, Niklas Würzner 8, Moritz Nägele 3, Devin White 2 und Constantin Schmitt.

Für Vechta spielten: Christian Standhardinger 18 Punkte, Chase Griffin 12, Carlos Medlock 11, Derrick Allen 9, Jeremy Dunbar 8, Oliver Mackeldanz 4, Donald Lawson 3, Travis Warech 3, Devin Gibson 2, Matthew Reid 2 und Acha Njei.

Lukas Robert